Silvio Berlusconi sang in seinen 20ern auf Kreuzfahrtschiffen.

Auf Kreuzfahrt: Wo Berlusconis Karriere begann

Drei Tage im Mittelmeer auf der Costa Toscana können unterhalten: Bei der Bord-Show „Voice of the Sea“ treten Kreuzfahrtgäste singend gegeneinander an.

Man mag über Silvio Berlusconi denken, was man will. Aber der mittlerweile 86-Jährige hat unbestritten einen interessanten Karriereweg hingelegt. Er ist einer der reichsten Menschen Italiens, war vier Mal Ministerpräsident und ist Inhaber eines riesigen Medienkonzerns – und für seine Eskapaden bekannt.  

Nur wenige wissen, dass der junge Berlusconi sein Jus-Studium mit Auftritten als Entertainer auf Kreuzfahrtschiffen finanzierte. Er sang auf Schiffen von Costa Crociere (Costa Kreuzfahrten), sorgte für Unterhaltung an Bord – damals in den 60er-Jahren.  

Auch heute noch wird auf Kreuzfahrtschiffen alles für gute Unterhaltung getan. Die Shows an Deck schlagen problemlos so manch kostspielig produzierte ORF-Unterhaltungsshow. 

An Bord wird unter den Gästen „The Voice of the Sea“ (Beste Stimme am Meer) gesucht und gekürt. 

©Nina Oezelt

Auf hoher See, weit vor den Küsten Spaniens, an Bord der Costa Toscana, dem neuesten Flaggschiff der Reederei, kann Leo sein Glück kaum glauben. Der süditalienische Passagier und Hobbysänger gewinnt mit seiner Performance der inoffiziellen neapolitanischen Hymne „Ti voglio bene assai“ (Ich liebe dich sehr)  tatsächlich den Contest „Voice of the Sea“.  

Mit seiner opernreifen Stimme überzeugt Leo nicht nur die Herzen anderer Schiffsgäste, sondern auch die der Jury. Die besteht aus dem griechischen Food & Beverage-Manager des Schiffes und zwei anderen Künstlerinnen, die an Bord auftreten. Alle drei drückten den roten Buzzer und ihre „The Voice-Sessel“ drehten sich zu ihm um. 

Beim Besuch von Huerto Ribera, dem Orangenhain der Familie Ribera in Valencia, lernt man, wie Orangenblüten aussehen, wie stark die Konkurrenz in Südafrika für spanischen Haine ist und wie hart es ist, den Familienbetrieb am Leben zu halten. Highlight ist die in der Spitzengastro beliebte Zitronatzitrone, die man die Hand Buddhas nennt.

©Nina Oezelt

Emotional, packend, professionell: Die Stimmung an Bord im „Colosseo“ – das ist der zentrale Raum des Schiffes, wo Liveshows stattfinden und das sich über drei Decks erstreckt und von Bars umzingelt ist –  ist mehr als gut. Passagiere wirklich jeder Altersklasse applaudieren hier. Manche wischen sich gerührt vom Gesang eine Träne aus dem Gesicht. Einfach gute Unterhaltung und das auch noch übersetzt in alle Sprachen.

Die anderen „Voice of the Sea“-Teilnehmer kommen aus diversen Ländern: Slowakei, Portugal, Spanien, Frankreich, sogar Argentinien und natürlich Italien sind hier vertreten. Über mehrere Tage hinweg konnten sich die Gäste für die Show bewerben. Sie wurden sogar von den Künstlern an Bord gecoacht. Ganz so wie in der echten Fernsehshow. 

Nach dem Besuch des Viertels Le Panier in Marseille und der Bewunderung der Graffiti empfiehlt es sich, um die unter dem Sonnenkönig Ludwig  XIV. errichtete Festung  zu spazieren: In einer Zinne die Abendstimmung genießen mit Blick auf Palais du Pharo, die Fischer, die Boote, das Museum MuCEM oder einfach auf das Meer.

©Nina Oezelt

Eine Spanierin singt „El Talisman“ von Rosana Arbelo, ein Argentinier gibt eine seriöse Darbietung des mexikanischen Songs „Bésame mucho“ von Luis Miguel. Eine Italienerin performt von Mina „Grande, grande, grande“. Aber nur der 30-jährige Leo schafft es, mit seiner Arien-Stimme alle von sich zu überzeugen.

Info

Klimafreundliche Anreise
Bei Reisestart in Genua empfiehlt sich eine Anreise per Nachtzug (ab 69 € mit Schlafwagen, oebb.at). Man kann die Anreise aber auch   bei Costa mitbuchen

Geheimtipp in Genua
Wer sich für einen Flug entscheidet – hier ein Tipp für die Heimreise aus Genua:   Hier darf im Handgepäck Flüssigkeit über die 100-ml-Begrenzung hinaus mitgenommen werden. Aber das gilt nur für das berühmte Pesto alla Genovese (Basilikum-Pinienkerne) 

Mittelmeer-Kreuzfahrtreisen
Die Costa Toscana ist zwischen Italien, Frankreich und Spanien unterwegs, z. B.
8-Tage-Mittelmeer-Reise:
Genua–Marseille–Barcelona– Seetag–Cagliari–Neapel–Civitavecchia/Rom–Genua;  
5. bis 12. Mai; ab 779  € p. P.;
oder auf der Route
Barcelona-Seetag-Cagliari- Neapel-Civitavecchia/Rom-Genua-Marseille-Barcelona

5. bis 12. November; ab 
629 € p. P. 

Kinder und Teenager
Kind(er) bis 18 Jahre fahren in der Mehrbettkabine mit zwei Vollzahlern gratis mit;

Ferien-Messe Wien
Infos auch beim Messestand von Costa Kreuzfahrten (C-0534) auf der Ferien-Messe Wien von 16.–19. März 2023; 
 

Internazionità und Italanità

Internationalität ist das Stichwort auf diesem Kreuzfahrtschiff, das für 6.730 Gäste ausgerichtet ist; das Team besteht aus 1.646 Menschen aus vielen Ländern. Gebaut wurde die Toscana in Finnland, seit knapp einem Jahr ist sie für Costa unterwegs. Den Ursprung des italienischen Kreuzfahrtunternehmens findet man aber im Öl: Die Brüder Costa gründeten 1859 ein Handelsunternehmen für Olivenöl und kauften später Transport-Schiffe. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg stieg man in die Passagierschifffahrt ein. Dass gutes Essen ein wichtiger Protagonist an Bord ist, liegt auf der Hand.

Die Costa Toscana bietet Kulinarik-Erlebnisse in 15 Restaurants und in 18 Bars auf 19 Decks.

©Nina Oezelt

Auf der Toscana kann man an einem Sushi- oder Cocktail-Kurs im sogenannten Food-Lab teilnehmen. Im Teppanyaki-Restaurant bekommt man eine Koch-Show zu sehen: vom Zwiebelvulkan bis zum fliegenden Ei, das dann sekundenschnell auf der Stahlplatte vom Teppanmeister zerkleinert wird. Die neapolitanische Pizza kann man in der Bord-Pizzeria genießen. Noch mehr „Italianità“ geht fast nicht. Der Büffelmozzarella wird dafür sogar an Bord selbst frisch hergestellt. Aber auch französische Küche, wie etwa die für Marseille typische Fischsuppe Bouillabaisse kann verkostet werden.  

 

Protagonist an Bord der Costa Toscana ist natürlich auch die Kulinarik. Die Produkte sind frisch und die Speisen, die man an Bord in den unterschiedlichen Restaurants bestellen kann, stehen für die mediterrane Identität. Nur wenige wissen, dass an Bord selbst täglich Büffelmozzarella frisch hergestellt wird. Buonissimo!

©Nina Oezelt

Warum man so eine Reise macht? Weil Kinder gratis mitfahren. Weil man das einmal machen muss. Weil dir nie fad wird – antworten Gäste. Und mit etwas Glück kann man vielleicht nicht unbedingt den nächsten Berlusconi kennenlernen, aber einen künftigen Michael Bublé. Denn auch der sang am Anfang seiner Karriere auf einem Kreuzfahrtschiff.  

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