Eine Brücke über dem Fluss Charente. Am Ufer stehen Teile der Stadtmauer, ein großes Gebäude des Cognac-Herstellers Hennessey, im Hintergrund erhebt sich die Kirche.

Der Cognac-Brennpunkt: In dieser Stadt ist das Getränk wieder hip

In der gleichnamigen Stadt im Südwesten Frankreichs atmet der Cognac. Wo die Ursprünge liegen, wie er entsteht und warum das Getränk wieder angesagt ist.

Info

Anreise

Mit der Air France  (airfrance.at) dauert der Flug von Wien mit Umstieg in Paris rund fünf Stunden bis Bordeaux.   CO2-Kompensation (atmosfair.de): 24 €. 

Von Paris fährt der TGV in drei Stunden nach Cognac

Auskunft

Atout France: france.fr und Tourismusamt Cognac: destination-cognac.com 

Übernachten

Hôtel François Premier im Zentrum mit der Cocktail-Bar Louise

Yeuse: Schloss auf einem Hügel über der Charente, 2,5 km von Cognac entfernt. Viel Kunst und gutes Restaurant. 

Gangsta-Rapper aus den USA feiern ihn in ihren Songs, bei ihren Partys fließt er in Strömen. Bei den Rapperinnen Remy Ma oder Hennessy Carolina ist wohl unschwer zu erraten, was sie gerne trinken. 

Asiatische Geschäftsleute stoßen damit an – oder blättern eine Menge Geld für exklusive Flaschen hin. Andere halten ihn für einen aus der Zeit gefallenen Tropfen. „Trinkt den noch wer?“, fragen sie. Junge Menschen konsumieren – wenn überhaupt – Gin oder Rum. 

Ja, das hochgeistige Getränk hat ein kleines Imageproblem: Zwischen Bling-Bling und reichen Männern hat er wenig Platz. So scheint es. Doch in den USA liebt die Jeunesse dorée den von Rappern hochgelobten „Yak“.

Gleichzeitig kreieren findige Barkeeper Cocktails mit der berühmten Spirituose: Cognac, das edle Destillat aus der gleichnamigen Stadt und dem umliegenden Weinbaugebiet.

Cognac, in der Nähe von Bordeaux

Das beschauliche Städtchen Cognac hat sich, anders als der Weinbrand, in der Welt kaum einen Namen gemacht. Es hat zwanzigtausend Einwohner und ist rund 120 Kilometer von Bordeaux entfernt. Es hat gepflasterte Gässchen, in denen Häuser aus Kalkstein stehen und wuchtige Stadttore. Wie es sich gehört, sitzen die Menschen in Schanigärten und leben ein bisschen wie Gott in Frankreich. Da darf auch die große Markthalle mit Stahlträgern nicht fehlen, wo Besucher die Austern schlemmen, die vom nahen Atlantik kommen.

Ein sehr altes Fachwerkhaus mit Kalkstein-Elementen an einer Straßenecke in der Stadt Cognac

Das Städtchen Cognac hat kleine Gässchen mit Häusern aus Kalkstein.

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In der Stadt stehen repräsentative Sitze der großen Cognac-Häuser, und der Fluss Charente schlängelt sich gemächlich vorbei. Touristen, die wohl am häufigsten wegen der namhaften Destillen kurz vorbeischauen, lassen sich von Ausflugsschiffen auf eine Tour mitnehmen.

 „Cognac ist voll von Geschichte“, sagt Tourguide Emanuel, der lässig auf einem Boot sitzt, auf Französisch. Und auch wenn man nicht alles versteht, sind seine Ausführungen wie Musik in den Ohren. Seine Stimme ist voll und dunkel, wie die eines cognacgeeichten Bar-Crooners.

Wie Briten und Holländer Wein haltbar machten

Die Charente hat der Stadt früh Reichtum gebracht. Zuerst kam das Salz aus dem Atlantik über den Fluss ins Landesinnere. Ab dem 17. Jahrhundert folgte der Branntwein. „Holländer und Briten destillierten den Wein, wie sie es mit Gin machten, damit er für den Transport haltbar war.“

 Während er erzählt, macht ein Schleusenwärter den Weg flussaufwärts frei. Plötzlich sieht es aus wie in den amerikanischen Südstaaten. Eine Villa, wie sie am Mississipi stehen könnte, taucht auf. „Die Besitzer haben einst viel mit den USA gehandelt.“ Wie auch heute wenig hierbleibt: „Achtundneunzig Prozent des Cognacs werden ins Ausland exportiert“, erklärt Emanuel.

Und der hat seinen Ursprung auf den grünen Hügeln. Darauf wachsen Weinreben, soweit das Auge reicht. Nur ab und zu tauchen dazwischen kleinere Orte auf.

Mehr als 80.000 Hektar Weinberge und 4.000 Winzer umfasst das Weinbaugebiet. Die Haupt-Rebsorte ist Ugni Blanc.

Die Gegend rund um Cognac: Viele Hügeln, darauf wachsen unzählige Weinreben - zwischendurch sieht man ein paar Bäume

Weinberge, so weit das Auge reicht. Rund um  Cognac wachsen saure Trauben fürs Destillat

©IMAGO/Depositphotos/xSpiritProd33x/IMAGO

Für den Gaumen ist der gekelterte Wein gewöhnungsbedürftig, wenn nicht sogar kaum trinkbar. Wenig Aroma, dafür so sauer, dass es schon mal den Mund zusammenziehen kann. „Das ist schlecht für Wein, aber gut für Cognac“, sagt Alexandre Quintin. Der stets gut gekleidete Mann ist internationaler Markenmanager bei Rémy Martin

Rémy Martin braucht sauren Wein fürs Lebenswasser

Das berühmte Haus feiert in diesem Jahr sein 300-jähriges Bestehen – und braucht wie die anderen großen Cognac-Häuser den Hauptteil der sauren Früchte. Und die sind der Ausgangsstoff für das Eau de Vie, das Lebenswasser. Das ist der destillierte Schnaps, aus dem später das Luxusprodukt Cognac entsteht.

Das beste Eau de Vie kommt aus der Champagne – nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen Weinregion im Nordosten Frankreichs. So heißt auch das Gebiet mit hohem Kreidevorkommen im Boden rund um die Stadt Cognac. Rémy Martin ist der größte Abnehmer der obersten Kategorie, wie der Markenmanager betont.

Ein Cognac-Glas von Rémy Martin in einer Hand. Dahinter liegen die Weinberge des Cognac-Herstellers.

Ein Gläschen Cognac in den Weinbergen.

©Voglhuber Daniel

Das Eau de Vie lagert – und reift in einem der rund dreißig Lagerhäuser Rémy Martins zum Cognac. In jedem liegen an die sechstausend Eichenfässer schön aufgereiht neben- und übereinander. Die Fassaden der steinernen Hallen sind allesamt schwarz. Verdunstender Branntwein zieht einen Pilz an, der die Lager verdunkelt. „Achttausend Flaschen verdunsten hier pro Jahr“, erklärt Quintin. 

Part des Anges“, Anteil der Engel, sagt man dazu. Der Pilz ist wie eine mächtige Kellerkatze, die sich auf die Wände gelegt hat. Dazu fährt der Alkohol die Krallen aus. Wer die Lager betritt, muss das Smartphone ausschalten: Explosionsgefahr.

Anteil der Engel

In den schummrigen Gebäuden überprüft der Kellermeister den Weinbrand mit feiner Nase. Er beschriftet die Fässer mit Kreide und Notizen, die nur für Fachleute zu entziffern sind. Und nur er weiß, wie er unterschiedliche Blends miteinander mischt, damit das Endprodukt Cognac stimmt.

Der Kellermeister von Rémy Martin hält einen Messstab in ein gelagertes Eichenfass.

Bevor der Cognac ins Glas kommt, muss der Kellermeister riechen, schmecken und mischen. 

©Remy Martin/Stéphane Charbeau

In einer abgelegenen Halle geht es über eine Stufe hinab. Hier wartet so etwas wie der Schatz des Hauses, der Louis XIII, dessen Preis pro Flasche in Tausende Euro geht. Anders als die anderen Cognacs braucht er keine Altersangaben wie VS (mindestens zwei Jahre alt) oder XO (zehn Jahre). „Der Kellermeister weiß, wann er bereit ist“, sagt Quintin. Die Mischung kann aus bis zu tausendzweihundert unterschiedlichen Eau de Vie bestehen, die teils über hundert Jahre alt sind.

Für Cocktails wäre der doch zu schade. Aber sonst liebt man die hier in Cognac. „Wir haben zwar wenige Sternerestaurants, dafür eine Menge ausgezeichneter Bars“, erklärt die Dame vom lokalen Tourismusbüro.

Und sollte sich noch jemand die Frage stellen: „Wer trinkt heute noch Cognac?“, stattet den Bars abends einen Besuch ab. Dort trinken junge Menschen Cocktail-Klassiker mit Cognac wie den Sidecar oder den Horse’s Neck. Man erfährt: Der Old Fashioned kommt ohne Bourbon aus, mit Cognac ist er mindestens genauso gut. Der French 75 braucht keinen Gin. Und selbst beim Mojito muss für Tropen-Feeling kein Rum ran. Santé!

Ausflüge

  • Flusstour: Der Fluss Charente und das Ufer in und rund um die Stadt Cognac lässt sich mit Kajaks erkunden. 
    Wer sich weniger anstrengen will, fährt mit dem Ausflugsschiff ein paar Kilometer den Fluss entlang. Tourguides erklären den Passagieren die Region, ihre Geschichte, ihre Natur und ihre Bauten.
  • Schlossruine: Auf einem Hügel, umgeben von Weinbergen, thront das Schloss Bouteville. Schon  die Normannen errichteten hier eine Burg, die mehrmals zerstört und wiederaufgebaut wurde. Heute steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Eine multimediale Ausstellung erklärt die bewegte Geschichte der heutigen Ruine.
  • Essig: Gleich unterhalb der Schlossruine kann man  in einem Steinhäuschen die Essigspezialitäten von  „Le Baume de Bouteville“ (bouteville.com) verkosten. Diese reifen dort jahrelang in Eichenfässern. Sterneköche aus der ganzen Welt greifen auf den Essig zurück, wenn sie ihre Menüs verfeinern.
  • Ausstellungen: Die großen Cognac-Häuser  bringen Besuchern ihre Geschichte näher.   Das „Maison Rémy Martin“  schickt im  Besucherzentrum Gäste auf eine Zeitreise (remymartin.com). 
    Wer Cognac in wirklich allen Facetten entdecken will,  kommt zu Les Distillateurs Culturels, zu den Museen der Cognac-Herstellung

Mit Cognac lassen sich tolle Cocktails kreieren - manchmal kann man auch Klassiker damit ein bisschen abändern:

Old Fashioned

  • 1 Teelöffel brauner Zucker
  • 2 Spritzer Angosturabitter etwas Wasser
  • 4,5 cl Cognac 
  • Eiswürfel 
  • 1 Orangenscheibe oder -zeste zur Verzierung 

Zucker am  Boden eines  Whiskyglases mit zwei Spritzern Angosturabitter sättigen und dann in  Wasser auflösen. Die entstandene Flüssigkeit  mit Eiswürfeln und 4,5 cl Cognac auffüllen. Beständig umrühren. Mit Orangenscheibe garnieren.

French 75

  • 3 cl Cognac
  • 1,5 cl Zitronensaft
  • 2 Spritzer Zuckersirup
  • 6 cl Champagner 
  • Zitronenzeste

Alle Zutaten (außer dem Champagner) kräftig mit Eis shaken. In ein schlankes Tulpen-Glas abseihen und mit Champagner auffüllen. Mit der Zitronenzeste dekorieren.

Rémy Ginger

  • 50 ml Rémy Martin VSOP
  • Ginger Ale 
  • 2 Spritzer Angosturabitter
  • Zitronenspalte

Eiswürfel in ein Tumbler-Glas geben und Cognac einfüllen. Mit Ginger Ale auffüllen. Zwei Spritzer Angosturabitter dazugeben und umrühren. Mit der Zitronenspalte garnieren.

Daniel Voglhuber

Über Daniel Voglhuber

Redakteur bei der KURIER Freizeit. Er schreibt dort seit Dezember 2020 über Reise, Kultur, Kulinarik und Lifestyle. Also über alles, was schön ist und Spaß macht. Er begann 2011 als Oberösterreich-Mitarbeiter in der KURIER-Chronik, später produzierte er lange unterschiedliche Regionalausgaben. Zuletzt war er stellvertretender Chronik-Ressortleiter.

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