Budapest: Ein Sportfest um Mitternacht

Einmal im Jahr entdecken die Budapester ihren Sportgeist - um Mitternacht am Heldenplatz.

Vierhundertsechsundfünfzig Kalorien hatte der Lángos mit Sauerrahm und Käse. Zur ungarischen Spezialität gab es noch eine Portion Pommes. Dreihundertzwölf Kalorien, die definitiv nicht sein hätten müssen, doch der Hunger beim Bestellen war zu groß. Da reißt einen nicht einmal mehr die Flasche Wasser aus dem Kalorien-Sumpf.

Schwer ist im wahrsten Sinne des Wortes der Weg zur Metro-Station in der ungarischen Hauptstadt Budapest. Und noch ein bisschen schwerer sind die vielen Stufen wieder nach oben ins Getümmel der Stadt mit 1,75 Millionen Einwohnern. An einer Kreuzung ruft plötzlich ein Mann im blauen T-Shirt etwas Ungarisches und rettet so zwei junge, übersättigte Sportjournalisten vor einer Meute rasender Rollerskater.

Der Heldenplatz im Herzen der Stadt ist kurzerhand abgeriegelt und zu einem riesigen Sportplatz umfunktioniert worden. Tausende tanzen mehr oder weniger im Rhythmus zur Party-Musik. Auf der großen Bühne zeigen rund zehn weitere Menschen in blauen T-Shirts die Schritte vor – unter ihnen Frauen, Männer, Ältere und Jüngere, gut Gebaute und schlank Trainierte – sogar eine Dame im Rollstuhl. Überraschend viel Diversität für ein Land, das sich noch in jüngster Vergangenheit nicht damit rühmte.

Ein Gefühl von Freiheit

Die gute Stimmung animiert zum Mitmachen und nach einer guten Viertelstunde Herumgehüpfe suchen die zwei Sportjournalisten nach einer neuen Herausforderung. Basketball, Radfahren, Militär-Parcours, Salsa oder doch Badminton? Die Entscheidung fällt auf Letzteres. Knapp vor Mitternacht wird der Federball eine Stunde lang inmitten unzähliger anderer Spieler über das Netz geballert, bis von den Vierhundertsechsundfünfzig Lángos- Kalorien nicht mehr viel übrig bleibt – zumindest fühlt es sich so an.

„Eigentlich sind die meisten Budapester nicht gerade sportlich“, erzählt ein älterer Herr namens Zoltan. „Aber einmal im Jahr beim Sportfest Mozgás Éjszakája ist die ganze Stadt in Bewegung.“ Zoltan und seine Kollegin Judith gehören zu den Menschen in blauen T-Shirts, die den Gästen die verschiedenen Sportstationen näher bringen. „Bis vier Uhr morgens sind wir heute hier. So lange können die Sportarten ausprobiert werden. Ich helfe gerne mit, weil ich die Energie der Menschen mag“, erzählt Judith, während sich eine Gruppe Jugendlicher mit Salat-Schüsseln vorbeidrängelt.

Bei der Trinkstation genießt ein verschwitzter Rollerskater sein Wasser. „Ich mach’ Roller Skating seit zirka fünfundzwanzig Jahren. Diesen Tag im Jahr liebe ich, normalerweise fährt man auf nicht so guten Straßen neben Autos“, erklärt er, „doch heute dürfen wir die ganze Nacht mitten auf der Hauptstraße herumfahren. Das gibt mir ein Gefühl von Freiheit.“

Top 3 in Budapest

Essen: Im Lokal Retro Langos gibt es die traditionelle Köstlichkeit. Wer auf die Figur achtet, findet im Restaurant Edesmindegy auch Salat mit Schafkäse.

 


Trinken: Ein Absacker  in der verrückten Ruinenbar Szimpla Kert ist immer einen Besuch wert.

 


Spaziergang: Den Tag auf der Margareteninsel ausklingen lassen.

 

Weitere Informationen unter budapest.com 

Silvana  Strieder

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