Auf der Piste im WM-Skigebiet Les Trois Vallées

Das größte Skigebiet der Welt ist nicht nur wegen seiner Dimensionen einen exotischen Winterurlaub in Frankreich wert.

White out heißt das Phänomen, wenn man aufgrund einer Kombination aus Schneefall und dichten Wolken praktisch nichts mehr sieht. An sich nicht die Bedingungen, die man sich fürs Skifahren wünscht. Und doch kann man sich manchmal darüber freuen. Wenn es viel zu lange nicht richtig geschneit hat, zum Beispiel.

Und so steht Ski-Guide Julienne die Freude ins Gesicht geschrieben, als der Schnee an einem Montagnachmittag einen Monat vor Beginn der Alpinen Ski-Weltmeisterschaft in Courchevel und Méribel in dichten Flocken vom Himmel fällt. Auch wenn dadurch die Sichtweite auf die Skispitzen reduziert wird.

Der nächste Wegweiser ist zum Glück nie weit

©Andreas Puschautz

Ersehnter Schnee

Nicht nur für Julienne ein lang ersehnter Wetterumschwung. Wie im Rest Europas wurden auch die französischen Alpen in diesem Winter von der weißen Pracht lange Zeit schmählich im Stich gelassen. Hier geht es aktuell aber nicht nur um den Tourismus, hier geht es um mehr.

Natürlich will man sich den Augen der Wintersportwelt im besten Licht präsentieren, und dafür sollte dieses Licht nicht auf Felsen, sondern auf Schnee fallen. Kein Wunder also, dass auch Marie Marchand-Arvier, frühere Weltklasseläuferin und heute Pressesprecherin der Ski-WM, die Erleichterung anzusehen ist: „Endlich Schnee, Gott sei Dank“, seufzt sie.

Courchevel und Méribel sind für die WM bereit

©Andreas Puschautz

Der nächste Tag bringt zur Freude der anwesenden Touristinnen und Touristen aber vorübergehend die Sonne zurück. Entgegen jeder Prognose glänzen die Gipfel im Westen beim ersten, prüfenden Blick aus dem Fenster in der Morgensonne und ermöglichen es, die Piste für die Damen-Entscheidungen, die Roc de Fer, in aller Frühe bei unwirklich guten Bedingungen zu befahren.

Einen Moment lang versteht man, warum es Marchand-Arviers Lieblingspiste ist, wenn man vor der eindrucksvollen Kulisse der Westalpen seine Schwünge in den frischen Schnee setzt.

Und doch ist die Piste hier nur eine von vielen. Von wirklich vielen: Sechshundert zusammenhängende Pistenkilometer bieten die drei Täler, dazu kommen noch einmal zahlreiche Skirouten. Rund drei Wochen würde es in durchschnittlichem Tempo dauern, alle Pisten abzufahren, schätzt Julienne.

Eine doppelt lohnende Aufgabe: Zur Draufgabe lässt sich von gar nicht wenigen der insgesamt einhundertdreiundachzig Bergstationen ein Blick auf den im Norden über allem thronenden Mont Blanc erhaschen.

Skifahren mit Weitblick bis zum Mont Blanc

©Andreas Puschautz

Drei Täler bieten nicht nur zahllose Abfahrts-, sondern auch ebensoviele Unterkunftsmöglichkeiten. Wem Courchevel und Méribel ein wenig zu schick (und teuer) sind, der kann es zum Beispiel im Vallée des Belleville nebenan versuchen.

Kultur und Architektur

Etwa im schmucken Bergdorf Saint-Martin-de-Belleville, dem mit 1.450 Meter Seehöhe niedrigsten, dafür aber an Kultur und savoyischer Authentizität umso reicheren Ort des Tals.

Oder in Les Menuires, ein paar Kilometer weiter, wo nicht nur Gäste aus Großbritannien die Möglichkeit günstigerer Unterkünfte zu schätzen wissen. Ein Ort, der schon wegen der im schönsten Brutalismus erbauten Hochhäuser mitten in den Bergen zum Besuch verpflichtet.

Und wenn es einen dann doch wieder zurück auf die WM-Pisten zieht: Sie sind immer nur ein paar Lift- und Abfahrten entfernt.

Info

Klimafreundliche Anreise
Mit dem (Nacht-)Zug nach Zürich, weiter nach Genf und von dort mit dem Altibus in den Unterkunftsort. oebb.at

Bewegen vor Ort
Die Talstationen der Lifte liegen mitten in den Orten. Zwischen den Orten im Vallée des Belleville verkehren kostenlose Shuttlebusse, ein Auto vermisst man nicht.

Übernachten
Mit direktem Pistenzugang:
– In Saint-Martin etwa im neu eröffneten Hotel M Lodge, mlodge.fr
– Ebenfalls neu: Hotel Higalik in Les Menuires, higalik-hotel.com

Tauchen unter dem Eis
Apnoe-Tauchen im Lac du Lou mit Dan Arbogast, 50shadesofblue.fr

Allgemeine Auskunft
– Französische Tourismus-Info: france.fr/de
– Tourismusamt Saint-Martin: st-martin-belleville.com/de
– Tourismusamt Les Menuires: lesmenuires.com/de

Mitbringsel
Neben savoyischen Spezialitäten bietet sich ein Jausenmesser von Opinel an. Die berühmten, ikonischen Klappmesser werden seit 1890 im nicht weit entfernten Chambéry produziert. opinel.com/de

Andreas Puschautz

Über Andreas Puschautz

Seit 2018 beim Kurier. Nach Innenpolitik, Newsdesk und Chronik aktuell in der Außenpolitik. Haupt-Betätigungsfelder: Politik, Klima, Umwelt, Mobilität.

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