Harrison Ford hätte gerne George Clooneys Rolle gespielt

Der humorvollste Haudegen Hollywoods kehrt 2023 mit "Indiana Jones 5" in die Kinos zurück. Morgen, Mittwoch, wird er 80.

Tischler. Pilot, Schauspieler, Ehren-Oscarpreisträger (2010). Die deutsch-irisch-jüdische "Mischkulanz" Harrison Ford aus Chicago kann das alles. Nach 85 Filmen (drei davon werden 2023 herauskommen, darunter "Indiana Jones 5") – hat auch auf der Leinwand kein Genre ausgelassen. Der Actionheld ist in dritter Ehe mit dem "Ally McBeal"-Star Calista Flockhart (57) verheiratet, lebt seit den 1980ern am liebsten auf einer Ranch in Wyoming und liebt es, zur Freude der Hollywood-Kolumnisten, mit seinen Kleinflugzeugen die abenteuerlichsten Kapriolen zu riskieren.

Aus der zweiten Ehe mit "E.T."-Autorin Melissa Mathison ( 2015) hat er insgesamt fünf Kinder, darunter den erfolgreichen Koch Ben Ford (54) und mit Calista seinen jüngsten Sohn Liam (21). Ford lernte Flockhart bei den Golden Globes 2002 kennen, als er den Cecil-B.-DeMille-Award für sein Lebenswerk erhielt und sie ihm versehentlich ein Glas Rotwein übers Smokinghemd schüttete. Es war Liebe auf den ersten Fleck. Interviews mit Ford sind immer ein lustiges Pingpongspiel. Dieses ist da überhaupt keine Ausnahme ...

Sie wurden oft mit dem Satz "Ruhm hat nichts Gutes" zitiert. Aber könnten Sie es wirklich verkraften, als Nobody aufzuwachen?
Harrison Ford: Ich würde es nur vermissen, berühmt zu sein, wenn ich Lust habe, in einem Nobelrestaurant zu essen, das immer voll ist. Wenn ich nach einem Tisch frage, ist die Antwort stets: "Selbstverständlich, Mr. Ford!" Und auch bei Zahnärzten liebe ich es – die üben sich viel mehr in Zurückhaltung beim Bohren. Ein paarmal fuhr ich schon in New York gratis mit dem Taxi. Aber, obwohl mir meine Privatsphäre am wichtigsten ist, habe ich mich damit abgefunden, erkannt zu werden, weil ich nichts dagegen tun kann. Ich habe nur etwas gegen die Art "Paparazzi-Journalismus", der leider Norm geworden ist. Alle leben von Fotos, die ohne Wissen der Subjekte gemacht wurden, und sie sind begleitet von Textchen, die ich nur als Vollscheiße bezeichnen kann ... Das hat sich im Laufe all der Jahrzehnte extrem verschlechtert. Doch ich schiebe die Schuld daran weniger den Journalisten als dem niedrigen Niveau in die Schuhe, das die Kultur heute prägt. Und wenn du reagierst, dann bläst du diese Leute nur weiter auf.
Wenn wir schon beim Privatleben sind – spielt der Altersunterschied zwischen Ihnen und Calista eine Rolle?
Nein, es geht ja nur um die Verbindung, über die ich sehr glücklich bin. Und das ist alles, was ich dazu sage.

Harrison Ford mit Calista Flockhart

©EPA/MIKE NELSON
Spüren Sie schon Ihr Alter?
Es ist viel leichter, alt zu werden, wenn man dafür so gut bezahlt wird wie ich. Ich verleugne nie mein Alter. Ich bin 80 – und kriege trotzdem reichlich Angebote, die mich interessieren. Natürlich ist es wichtig, dass man sich in meinem Alter um seine Gesundheit kümmert und noch Spaß am Leben hat. Und dass man Herausforderungen sucht, anstatt sich auf verwelkten Lorbeeren auszuruhen. Für mich ist jeder Film eine Chance, etwas Neues dazuzulernen, genau wie bei meinem Hobby, der Fliegerei, übrigens.
Was lieben Sie mehr – das Fliegen oder das Drehen?
Ich wäre glücklich, als Pilot zu arbeiten, hätte ich nicht diesen anderen Job gefunden, mit dem ich mehr Geld verdienen kann. Ich lande gern auf meinen Filmsets.
Dabei hatten Sie als junger Mann am Film kein Interesse.
"Bambi" hat mir als Kind die Freude daran verdorben. Und ich ging in kein Kino, bis ich Teenager war, und danach aus ganz anderen Gründen – da ging es um eine ganz andere Art von Entertainment.
Und gibt’s Karriere-Entscheidungen, die Sie bereuen?
Ich habe Filme abgelehnt, weil ich sicher war, dass mich das Publikum so nicht akzeptiert: "Schindlers Liste", "JFK", "Alien", "Dick Tracy". Das Einzige, was mir leidtut: Dass ich George Clooneys Part in "Syriana" abgelehnt habe.
2023 sind Sie in "Indiana Jones 5", in einer Rolle, die sie zum ersten Mal mit 39 spielten. Sind Sie noch fit genug?
Das ist mein Training und mein Spleen – Herumrennen, herumspringen und mich mit schwitzenden Typen prügeln. Das mach’ ich aus Spaß! Sonst müsste ich womöglich noch schauspielen oder was! Wir haben ja von Anfang an entschieden, dass Indiana Jones immer genauso alt ist wie ich. Meistens ist er den brenzligen Situationen gar nicht gewachsen. Darin liegt der Humor.

Haut nicht und nicht seinen typischen Hut drauf: Ford (oben: 2008 mit Ray Winstone) ist auf Lebenszeit Indiana Jones

©David James/Kabel1
Sind Sie wie Indiana Jones?
Nein, ich habe mit ihm absolut nichts gemeinsam.
Von wem kam der beste Rat?
Vom brillanten Regisseur Mike Nichols ( 2014): "Lass es niemals zu, dass sie dich zu einem Ding machen.“ Darüber soll jeder selbst nachdenken – für mich heißt das auch: Je besser du im Leben bist, desto besser wird deine Arbeit sein."

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