Experte analysiert: Was Charles' Körpersprache wirklich verrät
Das Verhalten von König Charles bei der Proklamation wird viel kritisiert. Stefan Verra analysiert seine Körpersprache und warnt vor zu viel Spekulation.
Der britische Boulevard stürzt sich gerade auf Aufnahmen von König Charles III bei der Proklamation. Im Londoner St. James's Palace, dem Amtssitz der britischen Monarchen, wurde er formal als König anerkannt. Dafür unterschrieb der 73-Jährige ein altes Pergament auf einem kleinen Schreibtisch.
Arroganz und Frust?
Das Video davon macht nun Runde, weil Charles scheinbar Tintenfass und Stift nicht auf dem Tisch haben will und das einem Angestellten klar macht. Von "Arroganz, Aggression und Frust" ist in Klatschmedien die Rede.
Körpersprache-Experte Stefan Verra (stefanverra.com) analysiert das Verhalten von König Charles für den KURIER. Es geht ihm darum, was objektiv zu sehen ist und eine Analyse dessen.
Eindeutige Aggression
"Schon am Beginn schiebt König Charles Gegenstände auf dem Tisch weg – und zwar mit der Außenseite seiner Handfläche. So wie man das mit Schmutz macht, weil die Außenseite unempfindlicher als die feinfühlige Innenseite ist. Dabei macht er kurze, fahrige Bewegungen – ein Zeichen der Anspannung."
Nervösität und Anspannung kann man einer Person jedoch kaum verdenken, die von der Welt beäugt wird, wie sie eine Unterschrift tätigt, durch die sie König wird. Auf der anderen Seite könnte man anmerken, dass er Jahrzehnte Zeit hatte, sich auf diesen Moment vorzubereiten.
Charles will danach von einem Angestellten die Stifte entfernen lassen. "Hier schiebt er seinen Unterkiefer vor – das zeigt eindeutig eine Aggression. Es ist ein Zeichen der Kraft und schon im Tierreich zu beobachten. Noch dazu lächelt er während der ganzen Zeit kein einziges Mal. Nicht einmal ein angedeutetes, royales Lächeln oder Blickkontakt gibt es für die Anwesenden."
Ungeschicktes Verhalten
Es sei also kein Wunder, dass der Auftritt negativ aufgenommen wurde, so der Experte. "Im Fall von Fall König Charles war das tatsächlich ein massiv ungeschicktes Verhalten. Er hat seine Bewegungen zu wenig unter Kontrolle."
Verra attestiert dem neuen König wenig Talent zur Propriozeption, also Selbstwahrnehmung. "Da war auch schon Diana immer besser als er. Sie wusste um ihre körperliche Wahrnehmung und das hat sie bewusst eingesetzt."
Kate und Meghan
Und wie analysiert er den ersten Auftritt von Kate und William und Meghan und Harry, seit Letztere ihre Königshaus-Pflichten nicht mehr wahrnehmen? Die zwei Paare zeigten sich vor Schloss Windsor vor der Bevölkerung und sahen sich die letzten Blumengrüße für Queen Elizabeth II an.
Viel zu viel wird von angeblichen Körpersprache-Experten in kleine Gesten der Royals hineininterpretiert, so Stefan Verra.
Kein Hinweis auf Spannung
"Es gibt hier keinen nonverbalen Hinweis auf Spannung oder Dissonanzen im Verhältnis der Paare." Er will sich auf das wissenschaftlich Belegbare beschränken.
"Von angeblichen Experten, die hier viel herauslesen wollen, möchte ich warnen. Es ist aufschlussreich genug zu beschreiben, was man tatsächlich vor Augen hat."
Stefan Verra publiziert zuletzt das Buch "Die Körpersprache der Mächtigen", in dem er Angela Merkel, Putin oder Donald Trump unter die Lupe nimmt.
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