"Emotional bei Null": Warum es immer mehr späte Scheidungen gibt
Rupert Murdoch bis Wolfgang Porsche zeigen die Tendenz zu "Grauen Scheidungen" vor. Oft werden zu hohe Ansprüche an Beziehungen gestellt, analysiert ein Paartherapeut.
Medienmogul Rupert Murdoch will mit 92 Jahren wieder heiraten - seine neue Gespielin Ann Lesley Smith (66). Erst vor einem Jahr hat sich Murdoch von Model Jerry Hall scheiden lassen, nach vier Ehejahren und viel Getöse um die große Liebe der beiden.
Sexuell aufregend
Auch wenn Frauen oft den Schritt zur endgültigen Abkapselung machen, sind es viele Männer, die sich während einer langen Ehe in eine sexuell aufregende Beziehung mit jüngeren Gespielinnen stürzen und sich dann später scheiden lassen. So wie es im Trennungsfall von Tech-Tycoon Bill Gates und seiner nunmehrigen Ex Melinda gewesen sein soll.
„Das ist eine Zeit lang sexuell spannend. Aber ich kenne viele Männer, die der alten Beziehung nachtrauern, wenn sie zu Weihnachten alleine sind – ohne Hund, Kinder und der Frau, die lange Zeit eine enge Freundin war“, erzählt Paartherapeut Christian Beer aus der Praxis (www.wienercouch.at).
Scheidung bei Porsche
Leiser geht es Wolfgang Porsche an. Der 79-jährige Milliardär und Manager gab das Ehe-Aus mit Claudia über seinen Sprecher bekannt. Nach 15 Jahren Paarlauf folgt die Scheidung.
Laut Bild Zeitung soll er derzeit viel Zeit mit Gabriele Prinzessin zu Leiningen (59) verbringen.
Immer mehr Paare lassen sich im späten Alter scheiden - auch, wenn sie mehr als 25 Jahre verheiratet sind, wie aus Statistiken hervorgeht. Die Zahl hat sich seit den Neunzigerjahren auf etwa 13 Prozent verdoppelt. In den Sechzigerjahren waren es gerade einmal vier Prozent.
„Grundsätzlich geht es vielen Paaren so, wenn die Kinder erwachsen sind und man in der Beziehung emotional bei Null gelandet ist“, analysierte Beer schon für den KURIER, als es um die Scheidungen von Medien-Millionär Hubert Burda (86) und Maria Furtwängler (56) und Vitali und Natalia Klitschko ging, die mehr als 26 Jahre verheiratet waren.
Graue Scheidungen
Wenn die späte Trennung von der Frau ausgeht, will sie meist ihre eigenen Bedürfnisse in den Vordergrund stellt, nachdem sie sich jahrelang um Haushalt und Kinder gekümmert hat, skizziert Susan Brown die weiblichen Beweggründe nach ihrer Beziehungsstudie mit 20.000 Männer und Frauen. Die US-Soziologin hat den Begriff „Grey Divorce“ geprägt, die „Graue Scheidung“.
Narzissmus
Vor einigen Jahrzehnten sei eine Scheidung noch einem Hochverrat gleichgekommen. Das habe sich grundlegend verändert, so Beer. In der modernen Welt ist der Stellenwert von Romantik und der Befriedigung von sexuellen Bedürfnissen immens gewachsen.
„Außerdem spielt Narzissmus eine Rolle. Man will das Maximum von einer Beziehung für sich herausholen, die ultimativen Gefühle erfahren. Die Romantik ist aber triebhaft, sie geht nach einigen Jahren flöten.“
Der Paartherapeut gibt jedenfalls den Tipp: „Jeder ist gut beraten, wenn man bei einer so schwerwiegenden Entscheidung auf seine Werte bedacht ist und nichts aus einer Laune heraus passiert.“
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