CoolSculpting: Ist die Schönheitsbehandlung riskanter als gedacht?

Eine Untersuchung der New York Times legt nahe, dass es nach der Behandlung deutlich öfter zu Nebenwirkungen kommt, als bisher bekannt.

Unerwünschte Fettpölster einfach abfrieren - es klingt fast zu schön, um wahr zu sein. Ermöglicht werden soll das durch die seit etwa zwölf Jahren etablierte Schönheitsbehandlung CoolSculpting. Dabei werden die jeweiligen Körperstellen auf 4 Grad Celsius heruntergekühlt und die durch Kälte abgestorbenen Fettzellen innerhalb der nächsten zwei bis vier Monate vom Körper abgebaut.

Die Grundlagenforschung dazu wurde in einem Labor der Harvard Medical School durchgeführt, zahlreiche Stars wie Kim Kardashian oder Jennifer Aniston sollen sich der Behandlung routinemäßig unterzogen haben, die heute in vielen Schönheitsordinationen durchführbar ist. So weit, so gut.

Paradox

Dann ging das ehemalige Topmodel Linda Evangelista mit einem schockierenden Statement an die Öffentlichkeit. Ihre insgesamt sieben CoolScultping-Sitzungen hätten sie "dauerhaft deformiert" und "brutal entstellt" zurückgelassen.

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Was war passiert? Es kam bei Evangelista zu einer paradoxen adipösen Hyperplasie (P.A.H). Dabei tritt der genau gegenteilige Effekt ein als erwünscht: Anstatt Fettzellen abzubauen, wachsen diese, verhärten sich und bilden sichtbare Verformungen - manchmal sogar in Form des CoolSculpting-Geräts.

Es sei eine sehr seltene Nebenwirkung der Behandlung, räumt der Konzern Allergan Aesthetics ein, der hinter dem Verfahren steht, ein. Nur 0,333 Prozent der Kundinnen und Kunden seien betroffen. Oder in Zahlen ausgedrückt: 1 von 3.000. 

Untersuchung

Dass es deutlich häufiger zu P.A.H. kommt, legt nun eine Untersuchung der New York Times nahe. Interne Dokumente, Gerichtsverfahren, Studien und Interviews würden demnach auf ein höheres Risiko deuten. Eine Studie etwa zeigt auf, dass P.A.H. oft nicht als solche erkannt wird, weil die Betroffenen davon ausgehen, einfach zugenommen zu haben, die Erkrankung werde "häufig fehldiagnostiziert und untererfasst". In einem Artikel im Aesthetic Surgery Journal setzten sich Mediziner dafür ein, dass die Nebenwirkung neu klassifiziert werde - von dem jetzigen "selten" zu "häufig". 

Im Jahr 2010 erteilte die amerikanische Food and Drug Administration (FDA) ihre Zulassung zur Behandlung. 2011 begannen dann die Berichte über Patientinnen und Patienten, die über die "seltene Nebenwirkung" P.A.H. berichteten. Aufgrund unterschiedlicher Zählweisen gingen die vom Unternehmen veröffentlichten und von Ärztinnen und Ärzten vermuteten Zahlen dabei deutlich auseinander.

Anstieg

Ein Schönheitschirurg gab gegenüber der NYT an, dass in einem Zeitraum von 20 Monaten, vier von 510 seiner Patienten - umgerechnet einer von 128 - nach der CoolSculpting-Behandlung mit P.A.H. diagnostiziert wurde. Eine Beobachtung, die zahlreiche Ärzte in mehreren Publikationen bestätigten. Während also immer mehr Experten von Fallzahlen rund um ein Prozent ausgingen, veröffentlichte die Firma Zeltiq (die später von Allergan aufgekauft wurde) eine Inzidenzzahl von 0,025 Prozent - mittlerweile ist man hier bei den eingangs erwähnten 0,333 Prozent angekommen. 

Die Meldungen an die FDA über Nebenwirkungen nach einer CoolScultping-Behandlung schossen nach Evangelistas Schritt an die Öffentlichkeit in die Höhe. 2021, als sie ihr Statement auf Instagram postete, waren es 1.100 Meldungen - mehr als in den zehn Jahren zuvor. 2022 waren es gar 1.900 Meldungen - der Großteil davon betraf P.A.H. Die Behandlung wurde seit ihrer Einführung 17 Millionen Mal verkauft. 

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