Augenfarbenwechsel und bunte Augäpfel: Der Hype neuer gefährlicher Eingriffe
Bei kosmetischen Eingriffen scheint heutzutage fast alles möglich zu sein. Doch nur weil es machbar ist, ist es noch lange nicht ungefährlich.
Jeder zweite Österreicher ist laut Umfrage mit dem eigenen Aussehen unzufrieden. Dabei neigen insbesondere unter 30-Jährige zu Problemen mit dem eigenen Körper. Das zeigen auch die aktuellen Zahlen zu weltweiten Schönheitsoperationen aus dem Jahr 2022. So wurden laut Statista.com mehr als 33 Millionen chirurgische und nicht-chirurgische Schönheitsoperationen durchgeführt - die drei häufigsten: Fettabsaugung, Brustvergrößerung und Lidplastik, gefolgt von Bauchstraffung, Brustlifting und Nasenkorrektur.
Doch die Schönheitsindustrie schläft nicht. Und so werden immer wieder neue Eingriffe präsentiert. Diesmal geht es um die Augen. Aber nicht etwa, um die Sehkraft zu verbessern, sondern um die Farbe zu verändern.
➤ Hier mehr lesen: Tattoos: Gezeichnet fürs Leben
Was euch erwartet:
Ablauf der Keratopigmentierung
Risiken und Nachteile der Keratopigmentierung
Augapfel-Tattoos: Ein Tätowierer klärt auf
Das französische Unternehmen New Color veröffentlichte letzte Woche einen Clip auf TikTok, in dem die Aufnahme einer Patientin zu sehen war, die ihre braunen Augen in ein kräftiges, leuchtendes Blau verwandelte. Das Video erreichte 1,6 Millionen Aufrufe in kürzester Zeit.
In den Kommentaren begann schließlich die hitzige Diskussion. Die meisten User waren von der Operation verblüfft. Andere wiederum lehnten sie gänzlich ab und verwiesen auf Kontaktlinsen, mit denen man das gleiche Ergebnis erzielen könne.
Ablauf der Keratopigmentierung
Die Verwandlung der braunen Augen in blaue gelang New Color mittels Keratopigmentierung, auch Hornhauttätowierung genannt. Dabei werden farbechte Pigmente in die mittlere Schicht der Hornhaut "Stroma“ im Auge eingebracht.
In der Regel werden derartige Operationen nur dann durchgeführt, wenn aufgrund eines Unfalls oder einer Krankheit irreparable Schäden entstanden sind und die Sehschärfe bereits verloren ist. Durch den Eingriff verspricht man sich eine kosmetische Rekonstruktion des Auges. In Fällen, bei denen noch ein verbleibender Sehrest besteht, kann unter Umständen eine Reduzierung von störenden Blendwirkungen erreicht werden.
Allerdings hat die Keratopigmentierung nicht mehr nur gesundheitliche Gründe. Auch die Ästhetik spielt inzwischen eine große Rolle, wie man im Clip von New Color sehen kann.
Risken und Nachteile der Keratopigmentierung
Das Verfahren der Keratopigmentierung ist mit erheblichen Risiken verbunden, da sich der Eingriff zum einen als schwierig gestaltet und zum anderen in Ermangelung einer präzisen Durchführung. Auch sprechen nicht alle behandelten Personen auf das Verfahren gleichermaßen an, sodass sich die Farbe nach einiger Zeit verflüchtigen kann oder sich die Größe des Tattoos ändert.
Weitere mögliche negative Folgen sind toxische Reaktionen, dauerhafte Hornhautepitheldefekte (Trübung des Auges), Hornhautgeschwüre oder eine Entzündung der Iris.
Zu den Gefahren gesellt sich das Gefühl, einen Fremdkörper im Auge zu haben, über das nicht selten Patienten nach dem Eingriff klagen.
Dass Formen dieses Eingriffs mit dem Verlust der Sehkraft einhergehen können, musste Nadinne Bruna feststellen. Sie reiste für die Operation extra nach Kolumbien. Beim Eingriff wurde ihr ein Silikonimplantat eingesetzt. Die Folge: Sie verlor 80 Prozent ihres Sehvermögens auf dem rechten Auge und 50 Prozent auf dem linken Auge. Gegenüber dem Portal GesundLinie sagte sie 2018: "Vor dieser Operation waren meine Augen völlig gesund. Sie waren in einem wirklich guten Zustand. Ich war so naiv.“
Augapfel-Tattoos: Ein Tätowierer klärt auf
In eine ähnliche Kerbe schlagen Augapfel-Tattoos. Die sogenannten episclerale Tätowierung ist eine Form der Tätowierung, bei der Tattoofarbe unter die Lederhaut des Auges injiziert wird. Bei dieser Methode ist es nicht möglich Muster oder Motive zu erstellen, da sich die Farbe unkontrolliert zwischen Bindehaut und Lederhaut verteilt. Es bedarf etwa 40 Stiche, um den gesamten sichtbaren weißen Augenhautteil einzufärben. Pionier dieser Körpermodifikation war wohl der Kanadier Pauly Unstoppable, der aufgrund seiner extremen Tattoos und Piercings bekannt in der Szene ist. Er ließ sich im August 2007 Augapfel-Tattoos injizieren.
Benjamin Greif, Handpoke-Tätowierer aus Leipzig, der unter dem Pseudonym b.ignorant seine Werke auf Instagram veröffentlicht, warnt allerdings im Interview mit freizeit vor einem derartigen Eingriff.
Laut ihm handelt es sich dabei nicht um eine übliche Tätowierung, sondern viel mehr um eine Körpermodifikation: "Bei Augapfel-Tattoos sollte man nicht von einer Tätowierung sprechen, da keine Punktierung durch eine Nadel erreicht wird, sondern lediglich eine Einfärbung mittels Spritze zwischen Lederhaut und Bindehaut stattfindet. Bei einem klassischen Tattoo wird kontrolliert in die zweite Hautschicht gestochen. Das ist beim Augapfel nicht möglich.“ Weiter heißt es: "Das menschliche Auge ist sehr empfindlich. Ein solcher Eingriff kann daher zu schweren Komplikationen führen, wie etwa zu Infektionen, Narbenbildungen, Blutungen oder allergischen Reaktionen. Im schlimmsten Fall führt das Injizieren der Farbe sogar zum vollständigen Erblinden oder einer Sepsis, sodass das Auge entfernt werden muss."
Obwohl sich Augapfel-Tattoos in den USA immer größerer Beliebtheit erfreuen, sind Langzeitwirkungen bislang noch nicht medizinisch erforscht worden. Daher warnen Ärzte und auch Tätowierer eindringlich vor solchen Körpermodifikationen.
Kommentare