
Paarsex im Urlaub: Müßiggang als Lust-Booster
Streit statt Streicheleinheiten, Zoff statt Zärtlichkeit: Für viele Paare gerät der gemeinsame Urlaub weniger zur Orgie als zur Problemzone.
Sex im Urlaub? Nix Genaues weiß man – vor allem bei Langzeitpaaren, die sich vom Alltagsstress geknechtet in die ersten Entspannungstage ächzen. Und dann fürs Erste schlicht nur eines praktizieren: Me Time. Endlich. Weil Nähe eben erst dann geht, wenn man sich selbst wieder spürt – ohne To-do-Listen, Kindergeschrei oder Kantinenessen.
Intimität entsteht nicht auf Knopfdruck – erst recht nicht, wenn man selbst noch im Flugmodus ist. Manchmal dient der Urlaub einfach nur dazu, sich selbst wieder zurückzuerobern. Noch heikler wird’s, wenn ein ganzer Clan die Koffer packt: Mutter, Vater, Kinder plus – allenfalls – Großeltern zum Aufpassen. Hier wird im Grunde nur eines getan: der Irrsinn daheim in die Fremde exportiert.
Man wurschtelt halt dann woanders herum: auf der Alm, am Strand, beim Mittagsbuffet im All-in-Club. Und abends dann: Sonnenbrand, Klimaanlagen-Diskussionen, prolongierte Erschöpfung, Wadenkrämpfe vom Wandern. Daher: Nein, Schatz. Heute leider nicht.
Vielleicht ist die beste Idee, nix erzwingen zu wollen, sondern so sein zu lassen, wie es gerade ist: die anfängliche Müdigkeit, der Unmut über ein ausgeleiertes Hotelbett, die Herumpatzerei mit Sonnenmilch-Sand-Gemisch. Oder das Krähen des Gockels am Bauernhof in der Morgendämmerung.
Blöderweise sind die Erwartungen oft hoch, manchmal zu hoch. Saisonale Umfragen – verlässlich wie der Sommerregen – zeigen stets das gleiche ambivalente Bild: Für manche wird der Urlaub zum erotischen Neustart, für andere zur unfreiwilligen Paartherapie mit Meerblick. Kaum Sonne auf der Haut und ein paar Cocktails intus, schon geht bei manchen Paaren endlich wieder was. Vor allem bei jenen, die noch was zu entdecken haben – körperlich oder geografisch. Für andere wird’s eher zäh: Wer sich im Alltag nichts mehr zu sagen hat, tut sich schwer mit Zweisamkeit und WLAN-Ausfall. Studien zeigen: Der Urlaub ist Liebes-Turbo oder Beziehungstest – selten irgendwas dazwischen.
Erst einmal "sanft" landen
Das Ganze funktioniert wie ein Brennglas: Wer sich im Alltag nicht mehr nahe ist, hat im Urlaub plötzlich Zeit – und weiß nichts mit der Nähe anzufangen. Lösungen oder Tipps hätten alle gerne, die Wunderrezeptur existiert nicht. Vielleicht ist die beste Idee, nix erzwingen zu wollen, sondern so sein zu lassen, wie es gerade ist: die anfängliche Müdigkeit, der Unmut über ein ausgeleiertes Hotelbett, die Herumpatzerei mit Sonnenmilch-Sand-Gemisch. Oder das Krähen des Gockels am Bauernhof in der Morgendämmerung.
Dennoch ein paar Inspirationen, auch aus eigener Erfahrung: Nicht sofort aufeinander hocken – erst mal „sanft landen“ und den Wir-Modus ausknipsen. Heißt: Die ersten Stunden gehören jedem auch ein bisschen allein. Er geht ans Meer, sie zum Markt. Oder umgekehrt. Warum? Abstand erzeugt Neugier. Wer einander vermisst, flirtet schneller, daher: Vor dem Sex erst mal ein bisschen Sehnsucht tanken. Wirklich wichtig wäre ein Urlaub mit WLAN-Fasten. Warum? Präsenz erzeugt Nähe. Wer vor dem Einschlafen oder auf dem Hotelbalkon mit Meerblick ständig in Insta starrt, versäumt sein Du, die Verbindung zum anderen, die Chance auf Deep-Talk und tieferes Fühlen. Und dann wäre da auch ein großes Plädoyer für das „Nix“. Slowtime statt Showtime. Sich absichtlich einen langweiligen Tag gönnen, mit Lesen, Dösen, Schweigen.
Warum? Wer sich nicht permanent unterhält oder unterhalten werden will, kommt innerlich zur Ruhe. Das öffnet Raum für Zärtlichkeit, nicht für Programmdruck.
Denn manchmal braucht Lust vor allem eines: Ein „Nichts“ als Vorspiel. Zu guter Letzt, ebenso in diesem Sinne: Bitte so wenig Plan als möglich, sich Tag für Tag entscheiden, was kommen darf. Das nimmt Druck, bringt Leichtigkeit, denn durchgetaktet ist sowieso jeder im „echten Leben“ genug. Außerdem hat die Erotik des Ungeplanten meist mehr Pep als jedes geplante Schäferstündchen. Schönen Urlaub, genießen Sie.
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