Nur einen Sommer lang: Was hilft, wenn die Urlaubsaffäre wieder endet
Warum sich Menschen im Urlaub schneller verlieben als sonst – und was hilft, wenn das saisonale Abenteuer endet. Eine Liebeskummer-Expertin erzählt.
Weniger "ghosten", mehr gesundes Beziehungsverhalten: Laut aktuellem Tinder Dating-Report sieht die Generation Z (18- bis 25-Jährige) vermehrt davon ab, ohne Vorwarnung den Kontakt zu einem Date zu beenden. Aber wie ist das mit Urlaubslieben?
An Faszination haben Sommerromanzen nichts eingebüßt, weiß die Psychologin Birgit Maurer (liebeskummerpraxis.at). Die Zutaten für den emotionalen Ausnahmezustand sind von zeitlosem Reiz: Leidenschaft, Erotik, Sinnlichkeit, Zeit. Schon ist man verknallt. "Im Sommer sind die Menschen entspannter und offener für Begegnungen. Alles wird intensiver erlebt, der Geruch von Sonnencreme, die Cocktails, das Meer, die Sonnenuntergänge", sagt Maurer. Man fliegt – aber nur ein bisschen. Die Amore mit Ablaufdatum ist tückisch, weil sie den Sprung in den Alltag meist nicht schafft. Worte, Wollen und Taten klaffen auseinander, Versprechen werden gebrochen. Mit dem letzten gemeinsamen Ritt in den Sonnenuntergang ist der Zauber wieder perdu. Dann schmerzt das Herz.
Liebeskummer-Stress
Im Sommer hat Liebeskummer Hochsaison. Ein Zustand, der sich wie Entzug anfühlen und ein hohes Maß an Stress auslösen kann. „Wer sich verliebt, erlebt immer eine Art Drogenrausch. Wir werden mit Hormonen überschüttet, das führt zu ähnlichen Zuständen, wie bei einer Zwangsstörung“, schildert Maurer. Verliebtheit kann zur Obsession werden, mit Symptomen wie Unruhe, Sehnsucht, Euphorie Herzklopfen. Das ist die charmante Seite.
Wenn der gemeinsame Kurztrip vorüber ist und sich die Wege trennen, wird’s weniger prickelnd. Jetzt folgen die Schattenseiten in Form ausgeprägter Entwöhnungssymptome. "Dabei werden ähnliche Gehirnregionen aktiviert, die bei Kokainsucht eine Rolle spielen. Man wird unruhig, hat Schlafstörungen, Schweißausbrüche – die Gedanken kreisen." Je stabiler der Selbstwert eines Menschen ist, desto rascher kommt er über diese schwierige Phase hinweg. Je bedürftiger jemand ist, desto komplizierter wird’s. "Besonders jene Menschen, die sich stark über ein Gegenüber definieren oder mit Hilfe der Sommerliebe eine Trennung überwinden wollen, sind gefährdet. Ihnen würde ich raten, diese Form von Begegnung zu meiden, weil sie emotional sehr destabilisierend wirken kann", sagt Birgit Maurer. Der Weltschmerz, der durch den Liebesentzug ausgelöst wird, sollte nicht unterschätzt werden: "Man betrauert einen Verlust", so Maurer. Auch hier gilt: Je resilienter und stabiler ein Mensch ist, desto schneller kommt er aus dem Tief.
Vier Phasen der Genesung
Und was hilft sonst? Aus Sicht der Liebeskummerexpertin geschieht Genesung in vier Schritten, auf Basis folgenden buddhistischen Rats: "Stopp, Ruhe, Pause, Heilung." Heißt: Man entscheidet bewusst, welche Gedanken zugelassen werden. Es ist okay, den Gefühlen Beachtung zu schenken, aber auch wichtig, sie wieder zu unterbrechen und zu stoppen. Um zur Ruhe zu kommen, ist es außerdem sinnvoll, sich für eine gewisse Zeit von den sozialen Medien fernzuhalten. Weil das permanente Checken des Online-Status oder des Profils des/der Verflossenen den Schmerz nur nährt und ein Loslassen verhindert. Maurer: "Es gilt, zu akzeptieren – wenn jemand will, dann meldet er sich. Wenn jemand nicht will, meldet er sich nicht." Außerdem ist es bedeutend, sich jene Zeit zu schenken, die man braucht – der Heilungsprozess dauert individuell lang. Zur Genesung trägt schließlich die Fähigkeit bei, sich selbst Trost spenden zu können: "Dafür muss ich in die Selbstverantwortung gehen und schauen, was mir guttut. Wichtig ist, in Bewegung zu kommen, statt zu erstarren und in der Verbitterung stecken zu bleiben."
Die Liebeskummer-Playlist
Musik hilft als Seelentröster – auch bei Liebeskummer. Aus der Musiktherapie ist bekannt, dass traurige Menschen von melancholischen Songs profitieren können und sich damit Gefühle regulieren lassen. Bestimmte Songs und Stücke können helfen, Emotionen zu fühlen, zu verarbeiten und zu transformieren. Nicht umsonst gibt es bei Spotify, Apple oder Amazon Music spezielle Herzschmerz-Playlists. Hier ein (subjektives) Best-of-Seelentröster-Songs:
- „Out Here On My Own“ - Aus „Fame“/Irene Cara
- „Nothing Compares 2 U“ - Sinéad O’Connor
- „Weit, Weit weg“ - Hubert von Goisern
- „What About Us“ - Pink
- „Falling“ - Harry Styles
- „Send My Love“ - Adele
- „Solo“ - Thomas D., Nina Hagen
- „Someone Like You“ - Adele
- „I Hope That I Don’t Fall in Love With You“ - Tom Waits
- „I Will Survive“ - Gloria Gaynor
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