Lässig und lustig: So geht sexuelle Aufklärung für Jugendliche
Längst funktioniert die sexuelle Aufklärung junger Menschen nicht mehr über das „Achtung, gefährlich“-Prinzip, sondern folgt der Idee von Ganzheitlichkeit und Selbstbestimmung. Innovative Konzepte sind da gefragter denn je.
Wie soll ich's nur sagen? Wenn es um sexuelle Aufklärung für Jugendliche geht, geraten viele Erwachsene an ihre Grenzen. Von Mutti oder Papi will das Kind nicht zwingend hören, wie es sich schützt und was das Wort „Tripper“ bedeutet. Urpeinlich. In der Schule kommt es wiederum darauf an, wer für den ganzen „Sexkram“ verantwortlich ist und wie das Thema aufbereitet wird. Standards dazu gibt es zwar, trotzdem bleibt manches suboptimal. Zumal es wichtiger denn je geworden ist, sich thematisch von potenziellen Gefahren (ungewollte Schwangerschaft, sexuell übertragbare Krankheiten) zu lösen, um Sexualität als etwas darzustellen, das Lebensenergie spendet, Freude macht und erfüllt.
Schutz ist und bleibt dennoch wichtig. Erst vor Kurzem, am Welttag der sexuellen Gesundheit im September, sagte Andrea Brunner, Geschäftsführerin der Aids Hilfe Wien dazu Folgendes: „Sexuell gesund zu sein, bedeutet, dass man sich mit seiner Sexualität wohlfühlt. Wohlbefinden und Selbstakzeptanz haben hier ebenso eine Bedeutung wie die Prävention von Krankheiten und der Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen.“ Trotzdem vermeldete die Weltgesundheitsorganisation zuletzt einen Rekord an sexuell übertragbaren Erkrankungen in Europa. Ja, und dann gibt es noch das Internet, das zu diesem Thema allerlei ausspuckt – im Guten wie im Bösen. Sexuelles Risikoverhalten liegt bedauerlicherweise im Trend, heißt: Drauflosschnackseln, das aber blöderweise ungeschützt.
Von Mutti oder Papi will das Kind nicht zwingend hören, wie es sich schützt und was das Wort „Tripper“ bedeutet. Urpeinlich.
"Höher in der Liebe fliegen"
Doch wie kommt bei der Zielgruppe an, was das bedeutet? Moralisch gefärbte Drohbotschaften bringen gar nichts. Heute heißt die Zauberformel „Ganzheitliche Sexualaufklärung“, dabei werden Kindern und Jugendlichen wissenschaftlich solide, korrekte und vor allem unvoreingenommene Informationen geboten. Und zwar zu jeder Schattierung des Themas – mit dem Ziel, dass die jungen Menschen selbstständig und kompetent entscheiden können, aber auch Haltung entwickeln.
Über diesbezügliche Neuentdeckungen freue ich mich immer, wie zuletzt über die Sichtung des Schweizer Vereins „GummiLove“, der nun auch in Österreich aktiv werden möchte. Seit zehn Jahren engagiert man sich dort dafür, Jugendliche ab 13 über sicheren Geschlechtsverkehr aufzuklären – und das auf witzige und lockere Art, also zielgruppengerecht. Aufmerksam darauf wurde ich in den sozialen Medien, mit Sagern wie: „Mit GummiLove dropst du tiefer ins Thema Sexualität und fliegst höher in der Liebe als je zuvor. ,Making Safe Love Sexy’ ist der Beat, dem wir treu folgen, um das Thema sexuelle Gesundheit auf den Höhepunkt zu bringen. Unser Ziel ist es, dass du deine Sexualität so gesund und selbstbestimmt wie möglich leben kannst.“ Das mag in den Ohren mancher Erwachsener vielleicht ein wenig „Naja“ klingen, aber genauso gehört das gemacht. Ebenso wie der aktuelle Werbespot (auf Youtube zu sehen), der – ohne Menschen beim Sex zu zeigen – das Thema „Schutz“ kreativ in den Fokus rückt. Dabei geht’s um ein Selbstverständnis und um das Recht jedes (jungen) Menschen auf Leidenschaft, Selbstbestimmtheit und Gesundheit. Im Übrigen findet sich auf der GummiLove-Website ein unterhaltsames Multiple-Choice-Wissen-Quiz – meine Lieblingsfrage, die Numero 7: In der Pubertät können bei einer Person mit einem Penis folgende Reaktionen auftreten:
- spontane Erektionen (Versteifungen des Penis)
- Bettnässen
- der Penis beginnt zu sprechen.
Danke dafür, sehr gelacht – und hoffentlich richtig beantwortet.
Aufklärung für Eltern
Damit Eltern auch die richtigen Worte finden können, bietet etwa die Elternseite von „Rat auf Draht“ ein digitales Aufklärungsprojekt. Ziel ist es, Erwachsene darüber zu informieren, was sie über die sexuelle Entwicklung ihrer Kinder wissen sollten und wie sie mit den jungen Menschen diesbezüglich im Gespräch bleiben. Dabei werden vielerlei Aspekte beleuchtet, Info: elternseite.at
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