Paar beim Date kommt sich näher

Ob man einen Partner "stehlen kann“ und 3 Geheimnisse einer glücklichen Beziehung

Kann man jemandem den Partner "stehlen“? Antworten weiß der Psychologe Martin Graff. Außerdem: Neuestes aus der Wissenschaft, was eine glückliche Beziehung ausmacht.

Der spanische Schriftsteller Miguel de Cervantes war schon zu seiner Zeit überzeugt: "Alles, worauf die Liebe wartet, ist die Gelegenheit.“ Und formulierte vielleicht so sein Plädoyer für Partnerwilderei. Doch wie einfach ist es eigentlich, jemanden den Partner oder die Partnerin "zu stehlen“?

Darauf findet Martin Graff, Dozent und Forschungsleiter für Psychologie an der University of South Wales, in seinem Artikel auf psychologytoday.com eine Antwort. Er erklärt, was es bedarf, um bei der Partnerwilderei erfolgreich zu sein.

Außerdem gibt Nicole K. McNichols, Lehrprofessorin am Institut für Psychologie der University of Washington, Aufschluss darüber, was das Geheimnis einer gutlaufenden Beziehung ausmacht.

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Partnerwilderei: Wissenschaftliche Untersuchungen

Martin Graff geht der Frage nach, ob die Beatles mit ihrem Song "Can’t buy me love“ und der Textpassage “I don’t care too much for money – money can’t buy me love” (zu dt. "Ich interessiere mich nicht so sehr für Geld – Geld kann mir keine Liebe kaufen“) recht hatten. Dafür bezieht er sich auf die Forschungsarbeit von Alastair Davies und Todd Shackelford aus dem Jahr 2017.

Die beiden Forscher definieren Partnerwilderei als Versuch, eine Person (Zielperson) aus einer bestehenden Beziehung anzulocken und verweisen dafür auf das Kamasutra von Vatsyayan. In einem der früheren Texte über Liebe, Sex und Anziehung, werden in dem Werk Ratschläge gegeben, wie man die Frauen anderer Männer verführen kann.

Ob jemand beim "Stehlen“ des Partners erfolgreich ist, hängt laut Graff von mehreren Faktoren ab:

1. Wie engagiert die Zielperson in ihrer aktuellen Beziehung ist.
2. In welche Art der Beziehung der Partnerwilderer die Person locken möchte.
3. Der Grad der Verlockung, die der „Wilderer“ der Person bieten kann.

Davies und Shackelford baten im Rahmen ihrer Studie Probanden darum, über die folgenden Arten von Beziehungen nachzudenken: Dating, Langzeitbeziehung, Zusammenlebend (aber nicht verheiratet) und verheiratet. 

Anschließend wurden die Teilnehmenden gefragt, inwieweit ein "Wilderer“ den Beziehungspartner in Reichtum und Attraktivität übertreffen müsse, damit sie die derzeitige Partnerschaft aufgeben und eine der folgenden Situationen mit der neuen Person eingehen könnten: Kurzzeitige Sexualpartner, langfristige sexuelle Affäre und eine monogame Beziehung.

Die beiden Wissenschaftler weisen darauf hin, dass in ihrer Studie nur Reichtum und Attraktivität eine Rolle spielen. Faktoren wie Freundlichkeit oder Humor können ebenfalls zur Partnerwilderei beitragen, wurden aber nicht bemessen.

Spielen Reichtum und Attraktivität eine Rolle?

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass den Beziehungstypen "verheiratet“, "nicht-ehelich leben“, "langfristige Beziehung“ und "Dating“ vom Partnerwilderer ein höheres Ausmaß an Reichtum und körperliche Attraktivität geboten werden müsste, damit sie ihre aktuelle Bindung auflösen.

Es gab jedoch eine Ausnahme: Beim Ausmaß der Verlockung, die erforderlich war, um jemanden aus einer nichtehelichen Beziehung oder einer langfristigen Partnerschaft abzuwerben, gab es keinen Unterschied. Die Forschenden erklären sich das Ergebnis so, dass die meisten Menschen heute vielleicht kaum einen Unterschied zwischen den beiden Beziehungstypen sehen.

Die Bedeutung des Partnerwerts

Die Wissenschaftler der Studie sind sich allerdings sicher, dass die Wahrscheinlichkeit, dass eine Person die Beziehung zugunsten eines "Wilderers“ aufgibt, mit dem wahrgenommenen Partnerwert (erwünschte Eigenschaften, Reichtum, Freundlichkeit, körperliche Anziehung) in Verbindung steht.

Es zeigte sich zudem, dass Menschen mit Partnern, die für sich selbst einen geringeren Partnerwert hatten, eher dazu neigten, in ihrer aktuellen Beziehung unzufrieden zu sein. Insbesondere, wenn der Partnerwert des „Wilderers“ als höher angesehen wurde.

Umgekehrt gaben Teilnehmende mit Partnern, die für sich selbst einen höheren Partnerwert hatten, an, in ihrer Beziehung glücklich zu sein. Graff zieht daraus den Schluss, dass eine erfolgreiche Partnerwilderei vom Partnerwert der neuen Person im Vergleich zum Beziehungspartner abhängt. „Allerdings nur dann, wenn die Zielperson auch einen höheren Partnerwert hat als ihr Partner“, so der Psychologe.

Neuestes aus der Wissenschaft: Drei Geheimnisse von glücklichen Paaren

Die Lehrprofessorin Nicole K. McNichols hat sich indessen in ihrem Artikel auf psychologytoday.com mit dem Geheimnis von glücklichen Beziehungen beschäftigt. Dabei ist sie auf drei wichtige Erkenntnisse gestoßen:

1. Paare sollten sich täglich ihre Dankbarkeit füreinander ausdrücken

Paare, die ihre Dankbarkeit zum Ausdruck bringen, verfügen über ein höheres Maß an Zufriedenheit – sowohl in Bezug auf das Liebesglück als auch auf Sex. Das geht aus einer wissenschaftlichen Studie hervor, die erstmals im September 2023 veröffentlicht wurde.

Laut McNichols sei eine der schlimmsten Gewohnheiten in einer Beziehung, dem Wunsch nachzugehen, sich ständig zu kritisieren oder negative Bemerkungen anzubringen. Sie rät, sich in einer Partnerschaft aktiv darum zu bemühen, seinem Gegenüber mindestens eine Sache mitzuteilen, die er an dem Tag getan und man selbst geschätzt hat. Wenn wir das Gefühl haben, dass der Partner uns bemerkt, baut das Vertrauen und Intimität auf.

2. In einer Beziehung sollte man sich immer gegenseitig zu persönlichen Wachstum ermutigen

Aus einer Studie aus dem Jahr 2021 geht hervor, dass wenn Paare unabhängig voneinander den Dingen nachgehen, die ihnen am Herzen liegen, sich diese Gefühle der Aufregung auf ihre Beziehung auswirken. Laut McNichols liegt es daran, dass glückliche Paare eher Vorhersehbarkeit und Sicherheit mit Abenteuer und Neuheit in Einklang bringen können. 

3. Sexuelle Intimität sollte in einer Beziehung priorisiert werden

Auch wenn Sex keine gebrochene Beziehung reparieren kann, zeigen Untersuchungen, dass sexuelle Zufriedenheit und Beziehungszufriedenheit eng miteinander zusammenhängen. McNichols erklärt es so: "Sex hilft uns, uns emotional und körperlich mit dem Partner zu verbinden. Er baut Stress ab und fördert die Intimität.“

So konnte wissenschaftlich nachgewiesen werden, dass Paare, die einmal pro Woche oder öfter Sex haben, glücklicher in ihrer Beziehung sind. Sie sind auch eher in der Lage einander kleinere Ärgernisse zu verzeihen und konzentrieren sich stattdessen auf positivere Eigenschaften.

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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