Dunkle Eigenschaften: Wann und warum sich gleich und gleich gern gesellt

Neueste Untersuchungen in der Beziehungsforschung zur dunklen Triade geben Aufschluss darüber, wie die wahrgenommene Ähnlichkeit die Zufriedenheit in einer Partnerschaft erhöht.

"Dunkle Triade“ – was nach einem Fantasieszenario aus einer Science-Fiction Welt klingt, bezeichnet in Wirklichkeit Persönlichkeitsmerkmale von Narzissmus, Machiavellismus und subklinischer Psychopathie. Obwohl es empirische Hinweise auf eine Überlappung der drei Merkmale gibt, werden sie unabhängig voneinander konzeptionalisiert. 

Die dunkle Triade samt ihrer Ausprägungen und Merkmale wird dabei vor allem in der Personalpsychologie bei der Auswahl und Bewertung von Führungskräften eingesetzt. Dabei ist ihre Verwendung etwas widersprüchlich. Denn zum einen gelten diese dunklen Eigenschaften in der Gesellschaft als unerwünscht und zum anderen stehen sie dennoch für beruflichen Erfolg. 

In diesem Artikel soll es aber nicht um die Bewertung der Führungsetage gehen, sondern um eine weitere Eigenschaft, die mit der dunklen Triade verbunden wird: die sexuelle Anziehungskraft auf Männer und Frauen.

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Welche Merkmale man den einzelnen Persönlichkeitstypen zuschreibt

Alle drei Charaktere der dunklen Triade unterscheidet man vor allem in Hinsicht auf ihre Strategie und Motive:

1. Narzisst: Dieser Persönlichkeitstyp hält sich für etwas Besseres, weswegen er sich vor allem durch seine Selbstüberhöhung auszeichnet. Menschen dieses Typs sind der Meinung, ihnen stünde Ruhm zu.

2. Machiavellist: Manipulation ist das Spezialgebiet dieses Persönlichkeitstypen. Um die eigenen Ziele zu erreichen, macht er keinen Halt. Dadurch sieht er in anderen Menschen nur ihre Nützlichkeit zur Erreichung der eigenen Ziele. Machiavellisten gelten als heuchlerisch, unehrlich und opportunistisch. Diesen Personen fehlt es an Empathie. Dennoch weiß sie, was gesellschaftlich geachtet wird und verhält sich so, wenn es zum eigenen Erfolg verhilft. 

3. Psychopath: Psychopathen zeichnen sich durch ihr rücksichtsloses Verhalten aus. Sie haben keine Angst vor Konsequenzen und neigen eher dazu, Straftaten zu begehen. Mit Hinblick auf den Charakter spricht man bei diesen Menschen von einer hohen Impulsivität.

Wann Ähnlichkeiten gut ankommen 

Die Professorin für Psychologie und Neurowissenschaften der University of Massachusetts, Susan Krauss, hat sich mit diesem Thema im Rahmen eines Artikels für psychologytoday.com beschäftigt. Sie verdeutlicht, dass in der Literatur zur Psychologie der Anziehung, Ähnlichkeit präferiert wird. "Wie Igor Kardum und Kollegen von der Universität Rijeka (2023) betonen, gibt es tatsächlich drei Gründe, dies zu unterstützen“, so Krauss. 

Zum einen verstehen sich Menschen mit ähnlichen Eigenschaften erwartungsgemäß, da sie Gemeinsamkeiten haben. Zum anderen spielt der "implizite Egoismus“ eine Rolle, demnach Menschen die Personen mögen, die sie an sich selbst erinnern. Und der dritte Faktor ist der "Bloßstellungseffekt“, den sich ähnelnde Menschen erleben, wenn sie etwas mögen, weil es vertraut ist. 

Krauss schreibt, dass kroatische Forschende die Frage stellten, ob das Ähnlichkeitsprinzip auf Merkmale der dunklen Triade anwendbar sei. "Basierend auf früherer Literatur verheißt ein hoher Wert dieser Eigenschaften im Allgemeinen nichts Gutes für die Zukunft einer Beziehung."

Doch laut der Expertin gibt es eine Ausnahme: Wenn diejenigen, die diesen Dreiklang an Merkmalen der dunklen Triade teilen, zusammentreffen, könnten die Personen tatsächlich in einer engen Beziehung gut miteinander klarkommen. 

Der Studienablauf

Frühere Literatur zur Ähnlichkeitshypothese stellten sich als falsch heraus, da im Rahmen der Studie Einzelpartnermessungen durchgeführt wurden. Kardum und Kollegen haben sich aus diesem Grund entschieden, diese Einschränkung aufzuheben und die Eigenschaften von Partner in einer Beziehung zu messen. An der Studie nahmen 205 Paare im Alter von 18 bis 56 Jahren teil, die im Durchschnitt bereits sechs Jahre zusammen waren. 

Um die Ähnlichkeit korrekt beurteilen zu können, hat das Forschungsteam diese in drei Kategorien unterteilt:

1. Echte Ähnlichkeit, bei der die Ergebnisse nahe beieinander liegen

2. Wahrgenommene Ähnlichkeit, bei der Partner einander genau wahrnehmen

3. Angenommene Ähnlichkeit, bei der jede Person davon ausgeht, dass die andere Person sich selbst ähnlich ist

Jeder Teilnehmer absolvierte einen eigenen Persönlichkeitstest, bei dem Merkmale der dunklen Triade im Fokus standen. Der gleiche Test wurde schließlich, basierend auf den Einschätzungen des Partners, nochmals durchgeführt. Das Ergebnismaß war eine Beziehungszufriedenheitsskala mit sechs Punkten zu den Qualitäten der Liebe, des Engagements, der Leidenschaft, des Vertrauens, der Zufrieden und Intimität. Dabei wurde jedes Merkmal der dunklen Triade separat getestet.

Welcher Persönlichkeitstyp Ähnlichkeit bevorzugt

Die Studienautoren gingen im Vorfeld davon aus, dass die dunklen Eigenschaften einen negativen Einfluss auf die Beziehung haben. Doch es zeigte sich bei den Ergebnissen zum Merkmal Psychopathie, dass bei Männern eine größere Ähnlichkeit mit einer größeren Beziehungszufriedenheit verbunden war. 

Daher kam das Forschungsteam zu dem Schluss: "Das Zusammenleben mit einem Partner, der ein anderes Ausmaß an Psychopathie hat als wir selbst, kann zu Problemen bei der Kommunikation und der Organisation täglicher Aktivitäten führen, die sich nachteilig auf die Beziehung auswirken können, insbesondere bei Männern.“ 

Bei Frauen zeichnet sich ein anderes Bild ab. Ein hohes Maß an gleicher Psychopathie führte zu einer geringeren Zufriedenheit, unabhängig von den Qualitäten des Partners. 

Bei Machiavellisten spielte die wahrgenommene Ähnlichkeit wiederum keine Rolle bei der Vorhersage der Zufriedenheit. Allerdings zeigte sich, dass hohe Werte bei beiden Partnern zu einem starken negativen Effekt auf die Beziehungsqualität führte. "Basierend auf der Interpretation von Kardum und Kollegen scheint es, dass jeder Partner ständig versucht, den anderen auszutricksen, und daher keiner gewinnen kann“, so Krauss. 

Narzissten wiederum verspüren laut Untersuchung tatsächlich eine höhere Zufriedenheit, wenn sie Ähnlichkeiten wahrnehmen. Daher kamen die Autoren zu dem Fazit, dass "Unterschiede im Ausmaß des Narzissmus wahrscheinlich zu einem Mangel an Selbstverifizierung führen und das Verständnis und die Nähe zwischen den Partnern verringern“. Demnach ist ein stark narzisstischer Mensch nicht nur einer Meinung mit dem Partner, "sondern hat auch das Gefühl, dass dieser ihm dabei helfen kann, sein eigenes Streben nach Anerkennung zu verwirklichen“. 

Was wir von der Studie lernen können

"Um es klar zu sagen: Die Ergebnisse stützen die allgemeine Annahme, dass Menschen mit hohen Merkmalen der dunklen Triade nicht die besten Beziehungspartner sind“, so Krauss. "Menschen, die stark psychopathisch und narzisstisch sind, sind keine guten Partner, wenn ihre Partner ehrlich, bescheiden, ausgeglichen und einigermaßen bescheiden sind." Weiter heißt es: "Die einzige Warnung bei dieser Interpretation besteht darin, dass die angenommene Ähnlichkeit ihre Grenzen haben kann.“

Die Psychologin fasst abschließend zusammen, dass die kroatische Studie wichtige Daten erarbeitet hat, um Faktoren zu verstehen, warum Paare zusammenpassen und was zu ihrer Beziehungszufriedenheit beitragen kann. "Die Faktoren zu verstehen, die zur Beziehungszufriedenheit beitragen, kann ein komplexes empirisches Spiel sein, aber in Ihrem eigenen Leben scheinen die Chancen zu Ihren Gunsten zu stehen, wenn Sie glauben, dass Sie die grundlegenden Qualitäten Ihres Partners teilen."

Über Janet Teplik

Digital Producer bei freizeit.at. Nach dem Studium der Geschichte, Germanistik und Kunstgeschichte zog die gebürtige Deutsche nach Wien und studierte Publizistik und Kommunikationswissenschaften. Zuletzt war sie stellvertretende Chefredakteurin bei der MG Mediengruppe.

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