Golden Dating: Auch ältere Menschen sollten das Liebesglück genießen
Die Buchautorin Maryann Karinch ist überzeugt, ein reifes Alter ist eine Einladung und kein Hindernis für ein tolles Date. Was Menschen nach dem Tod ihres Partners tun können und warum die Serie "The Golden Bachelor“ Betroffenen Mut schenken kann.
Das Leben bis ins hohe Alter gemeinsam mit einem geliebten Menschen zu verbringen, ist ein Wunsch, der in vielen von uns ruht. Doch viel zu oft macht uns das Leben einen Strich durch die Rechnung. Der Verlust dieser Person, sei es eine Trennung oder der Tod, hinterlässt Wunden. Sie zuzuheilen, kann einiges von den Betroffenen abverlangen. Besonders dann, wenn man auf viele gemeinsame Jahre zurückblicken kann.
Maryann Karinch ist Autorin. Zu ihren Büchern gehört unter anderem "Mature Sexual Intimacy“ (zu dt. "Reife sexuelle Intimität“), in dem sie Sexualität rund um die Wechseljahre behandelt. In ihrem neuesten Artikel, erschienen auf psychologytoday.com, befasst sie sich mit Golden Dating. Also Dating im reiferen Alter. Zum Schreiben angeregt, wurde sie durch die US-amerikanische Serie "The Golden Bachelor“. Darin geht es um Gerry Turner, einen 72-jährigen Witwer auf der Suche nach einer Partnerin. Bereits im Vorfeld hatte Karinch sich mit der Thematik beschäftigt, was Menschen tun können, wenn sie sich nach dem Tod ihres Partners nach Intimität sehnen.
Was die Autorin den Betroffenen ans Herz legt und was sie der Serie "The Golden Bachelor“ abgewinnen kann, lest ihr hier.
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Intimität nach dem Tod des Partners
Wenn man nach dem Tod des Partners den Verlust sexueller Intimität betrauert, spricht man in der Wissenschaft vom "sexuellen Trauerfall“. Geprägt wurde der Begriff von den Neuropsychologinnen Alice Radosh und Linda Simkin. Die beiden Frauen haben in ihrem Werk "Acknowledging Sexual Bereavement: A Path Out of Disenfranchised Grief“ (zu dt. Anerkennen von sexuellem Verlust: Ein Weg aus der entrechteten Trauer) zusammengefasst, wie Betroffene – aber auch Fachleute – mit dem "sexuellen Trauerfall" umgehen können.
Ihr Ratschlag: "Überwinden Sie im Interesse Ihres Freundes oder Kunden Ihre Verlegenheit“. Wie sie zu dieser Überlegung kamen? In einer von ihnen durchgeführten Umfrage, gab mehr als die Hälfte (57 %) an, dass es ihnen nicht in den Sinn käme, mit einer verwitweten Person über sexuelle Trauer zu sprechen. Von den Teilnehmenden, die berichteten, dass es schwierig sein würde, das Thema zu behandeln, führten 67 % diese Schwierigkeit auf Peinlichkeit zurück. Und dass, obwohl 76 Prozent ebenfalls sagten, sie würden sich wünschen, dass Freunde diese Diskussion beginnen.
Sexuelle Wünsche annehmen und weitermachen
Karinch beruft sich bei ihren Überlegungen neben Radosh und Simkin auch auf Carole Brody Fleet. Die Buchautorin ist selbst verwitwet. Sie warnt ihre Leser davor, dass Freunde und Therapeuten in dieser Situation möglicherweise nicht das "Richtige“ sagen.
Daher fordert Fleet Betroffene auf, ihre sexuellen Wünsche anzunehmen – ebenso wie Zweifel und Ängste, die sich in der Erwartung einer sexuellen Erfahrung nach dem Verlust einschleichen: "Egal, mit wie vielen oder wie wenigen Menschen Sie intim waren, vertrauen Sie mir, wenn ich sage, dass Sie sich Ihrer tatsächlichen oder eingebildeten körperlichen Mängel nie so deutlich bewusst sein werden wie in diesem Moment Ihres neuen Lebens." Doch davon sollte sich niemand entmutigen lassen.
Unterstützt wird Fleet von Fred Colby. In seinem Mann-zu-Mann-Buch "Widower to Widower“ (zu dt. Von Witwer zu Witwer) schreibt er darüber, wie er den Tod seiner an krebserkrankten Frau verarbeitet hat – auch sexuell. Fleet und Colby sind sich einig, dass der Verlust das Selbstvertrauen erheblich beeinträchtigen kann. Das führe zu überstürztem Sex. Beide kommen zur Conclusio, dass Betroffene, auch wenn sie keine Lust dazu haben, mit dem Sex warten sollten, bis sie sich selbst im Spiegel betrachten können. Erst dann wird der Geschlechtsakt keine Kompensation anderer Bedürfnisse - wie etwa Freundlichkeit oder Nähe – sein.
Warum Golden Dating für ältere Menschen gut ist
Karnich bewertet die Serie "The Golden Bachelor“ positiv. In früheren Beiträgen behandelte sie das "Broken-Heart-Syndrom“, bei dem es um Menschen geht, die an einem gebrochenem Herzen sterben können. Die US-amerikanische Serie schafft Mut für Betroffene und zeigt, die schönen Seiten des Verliebens auch in einem reifen Alter.
"Die Erfahrung des Golden Bachelor ist natürlich nicht typisch. Aber sie wirft ein Schlaglicht auf einige der Komplexitäten des Datings spät im Leben nach dem Verlust eines Lebenspartners. Trauer kann wie ein Schatten über Witwen und Witwern hängen. Die Suche nach "Find Love Again" erkennt die sehr reale Tatsache an, dass das Leben weitergeht. Ein erstaunlicher Optimismus über das Leben und die Liebe spiegelt sich in den Gesprächen im 'Golden Bachelor' wider", zitiert Karnich die Autorin Mary Dempsey, die in ihrem Buch "Finding Love After Loss“ (zu dt. Die Liebe finden nach einem Verlust) Beziehungen von Verwitweten beleuchtet.
Karnich rät daher dating-bereiten Menschen im reiferen Alter Folgendes:
1. Mit Freunden und der Familie über die Verabredung und verbundene Emotionen reden – sprich Sorgen, Ängste, aber auch Freude und Hoffnungen.
2. Bei der Verabredung rast möglicherweise das Herz vor Aufregung und man plappert wie ein Teenager. Täuscht trotzdem keine Gelassenheit vor und lasst den Gefühlen freien Lauf.
3. Fragt euch am Ende des Dates "Fühle ich mich respektiert?“. Wer bei der Beantwortung dieser Frage zögert, sollte weitersuchen.
Abschließend schreibt Karnich: "Wenn Sie verliebt sind oder einfach nur verknallt sind, spüren sie den hormonellen Ansturm eines Teenagers wieder. Sehen Sie, wohin Sie das als Paar führt."
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