Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Campingurlaub mit meiner Mutter in Süditalien

Zu essen gab es Dosenravioli, gewürzt mit Sand. So viel Dosenravioli habe ich nie wieder gegessen.

Als ich 14 Jahre alt war, war ich am Sand. Und das kam so: Meine Mutter hatte damals beschlossen, einen Campingurlaub zu machen. Also fuhren wir in ein Fachgeschäft und kauften ein Familienzelt. Dieses Zelt wollten wir probeweise in unserem Garten aufstellen, aber es erwies sich als größer, als die kleine Rasenfläche unseres Reihenhauses war.

Ein paar Tage später packten wir das Zelt und ein Schlauchboot auf das Dach unseres Opel Kadett und fuhren tatsächlich nach Süditalien. Mein Vater fuhr nicht mit, er gab vor, arbeiten zu müssen, aber vermutlich hatte er keine Lust auf Camping.

In Süditalien kamen wir auf einen Campingplatz, der nur aus Sand bestand. Es gelang uns tatsächlich, das Zelt aufzustellen, und die kommenden fünf Wochen lebten wir auf und im Sand.

Der Sand kroch überall hinein, ins Zelt, in die Schlafsäcke, in die Kleidung. Sand bestimmte unser Leben. Zu essen gab es Dosenravioli, gewürzt mit Sand. So viel Dosenravioli habe ich nie wieder gegessen. Mir war auf dem Campingplatz entsetzlich fad. Die meiste Zeit las oder schlief ich. Dabei gab es dort ein sehr hübsches Schweizer Mädchen. Das Mädchen war schon 16, und es wollte Dinge mit mir tun, die mir Angst machten, obwohl ich ahnte, dass es sehr schöne Dinge wären. Aber ich habe die Chance ausgelassen.

Stattdessen übte ich mich mit zwei Stuttgarter Buben im Computerspielen. Es gab dort einen Spielautomaten, und wir verbrachten Stunden damit, Ufos abzuschießen. Nach fünf Wochen packten wir das ganze Klumpert wieder auf den Kadett und fuhren Richtung Österreich. Kurz nach der Grenze blieben wir stehen und nahmen uns ein Hotelzimmer. In einem Bett zu schlafen, war ein unglaubliches Gefühl. Und das Schnitzel, das ich dort aß, schmeckte himmlisch – nämlich eindeutig nicht nach Dosenravioli.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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