Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Football - wenn meine Mutter in den See will

Wäre ich noch jung, ich wäre Footballer geworden. Aber dafür ist es leider zu spät.

Jetzt war der Superbowl. Für mich immer ein Highlight des Jahres. Als ich meinen ersten Superbowl sah, war ich völlig überfordert.  Ich verstand genau gar nichts und war heillos müde. Dann begann mein Sohn, Football zu spielen, im Alter von zehn Jahren. Und plötzlich begann ich, dieses Spiel zu verstehen. Ich begann, seine Feinheiten zu durchschauen. Mein Sohn hat später die Europäische Footballliga gewonnen, mit den Vienna Vikings

Nach dem Spiel waren wir zu erschöpft, um uns zu freuen. Auch Anfeuern kann erschöpfen! Wir saßen beim McDonalds und waren einfach nur müde, meine Freundin, meine Mutter und ich. Meine Mutter hatte versprochen, für den Fall eines Sieges in den Wörthersee zu springen, aber wir konnten sie mit letzter Kraft zurückhalten. Meine Mutter ist 78, was hätte alles passieren können! 

Football ist wie Schachspielen, das macht das Spiel so faszinierend. Beim ersten Spiel meines Sohnes war sein Großvater dabei, aber der verstand gar nichts. Dabei war er einmal Sportlehrer! Football ist wie eine Geheimsportart. Wer nicht will, wird nichts verstehen. Aber das macht es auch so spannend: Jede Sekunde kann etwas Großartiges passieren. Im Gegensatz zum Fußball – der besteht fast zur Gänze aus Mittelfeld-Geplänkel. Wer einmal dem Football verfallen ist, ist für jede andere Sportart für immer verloren. 

Na gut, der Superbowl war heuer ein wenig fad. Die Favoriten gingen unter. Aber wie so oft war es großartig! Wie oft haben wir fantastische Spiele gesehen? Football ist eine Fernsehsportart, nur in Zeitlupe beweist sich dieser Sport. Wäre ich noch jung, ich wäre Footballer geworden. Aber dafür ist es leider zu spät. Mehr, als Fan zu sein, schaffe ich körperlich nicht mehr. Aber das ist großartig genug für eine ewige Lebensliebe. Football wird mich nie mehr verlassen. 

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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