Guidos Kolumne: Die Hainburger Au essend retten
An zwei Dinge kann ich mich erinnern, wenn ich an die Besetzung der Hainburger Au vor 40 Jahren denke: Es war saukalt, und es gab unglaublich viel zu essen.
Man war im Prinzip vor allem damit beschäftigt, zu frieren und zu essen.
In der Hainburger Au lag Schnee, und es hatte Minusgrade. Essen gab es deshalb so viel, weil die örtliche Bevölkerung ständig kam und Lebensmittel brachte, da sie sich mit den Aubesetzern solidarisierte. Mehrere Zelte waren nur voll mit Essbarem, man konnte sich nehmen, soviel man wollte – trotzdem wurde der Essensberg nicht kleiner.
Die Regierung Sinowatz hatte damals beschlossen, ein Kraftwerk zu bauen und zu diesem Zweck große Teile eines einzigartigen Waldgebietes zu roden. Dagegen regte sich Widerstand, zuerst fast schüchtern, dann immer lauter und schließlich machtvoll.
Tausende Menschen packten Zelt und Schlafsack und eine Familienpackung Mut ein und zogen in die Au, um die Rodungen zu verhindern. Dagegen wurde Polizei eingesetzt, letztlich konnten die Mächtigen aber nicht viel machen, zu viele Menschen standen ihren Plänen im Weg.
Ich, noch keine 16 Jahre alt, beschloss, es sei hoch an der Zeit, etwas Richtiges zu tun und ein kleiner Held zu werden. Ich überredete meine Mutter und meinen Klassenfreund Klaus, der heute ein enorm erfolgreicher Arzt ist, für ein Wochenende lang Aubesetzer zu werden.
Das Interessante war, dass mein Großvater meine Idee gut fand. Mein Großvater war eigentlich bis an die Grenze der Bewusstlosigkeit obrigkeitsgläubig. Aber er las die Kronen-Zeitung, die damals die Aubesetzung unterstützte. Und der Krone glaubte mein Großvater alles.
Wir froren und aßen also zwei Tage und eine Nacht lang, bekamen keinen Polizisten zu sehen und fuhren wieder heim. Mit dem schönen Gefühl ausgestattet, bei etwas Wichtigem dabei gewesen zu sein.
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