Potentielle Millionendinger im eigenen Keller

Im Keller steht ein Paar Converse All Stars. Basketballschuhe, mit denen ich selber gespielt habe.

Inzwischen millionenfach reproduzierte Kultobjekte gammeln seit gut vierzig Jahren dem explosionsartigen Kursanstieg an der Antiquitätenbörse entgegen. „Und euer Ball war eine aufgepumpte Schweineblase“, ätzt mein Sohn. Sehr witzig, Klugscheißer! Doch wie fahrlässig gehe ich selber um mit potenziellen Millionendingern? Meinen 2 CV habe ich nach einer geringfügigen Unachtsamkeit in den Entenhimmel pilotiert.
 

Meine mechanische Olivetti-Schreibmaschine schenkte ich am Tag nach meinen ersten Olympischen Spielen 1988 einem koreanischen Hotel-Boy. Sein Kommentar: „Funny piano, Sir!“ Auch sehr witzig. Wahrscheinlich ist er längst Milliardär. Mein in Las Vegas beim Pokern gewonnenes Zippo-Feuerzeug verrostet auf dem Grund des Mondsees. Mein Borsalino-Hut aus Chicago wurde hinterrücks in einen Schirmständer verwandelt. Eindeutig ein Scheidungsgrund. Doch nachdem ich aus blanker Rache die Victoria-Trockenhaube meiner Schwiegermutter lustvoll in die Schrottpresse geschmissen hatte, waren wir quitt.

Die nächste Ehekrise wurde durch das etwa gleichzeitige Verschwinden meines Aluminium-Kamms und der beigefarbenen Haussandalen der Gemahlin ausgelöst. Nach einer von unerträglichem Schweigen gekennzeichneten Misstrauensepoche einigten wir uns: Wären diese Exponate nicht verschwunden, hätten sie unser weiteres Zusammenleben erst recht unmöglich gemacht. Ein Kamm als Schuppen sprühender Kopfhautpflug, der früher oder später einen damals gänzlich unmodischen Kahlschädel umgeackert hätte. Ein Paar Schuhe als gnadenlose Liebestöter.

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