Überwindung sozialer Blockaden
Wie man wieder lernt, durch den Smalltalk-Parcours zu hoppeln
Im Stadium der „Aufg’feschtheit“ machte ich kehrt und drehte den Schlüssel wieder im Schloss. Ich dachte an Monsieur Blaise Pascal, der überzeugt war, dass das Unglück der Menschen allein daher rühre, dass „sie nicht ruhig in einem Zimmer zu bleiben vermögen“. Dabei sah mein Lidstrich ausnahmsweise einmal nicht aus wie das EKG einer schwer Herzkranken. Tatsächlich hatte mich im Vorfeld zu einer offiziellen Party im Lift so etwas wie eine soziale Panikattacke befallen. Werde ich nach zwei Jahren in der Konversationsgarage überhaupt in der Lage sein, durch den Smalltalk-Parcours zu hoppeln? Was sage ich nach dem klassischen „Lange nicht gesehen ...“ und der Eisbrecher-Frage „Hast du’s gehabt?“ (Die Antworten nach Häufigkeit geordnet: A) „War ein bisserl mehr als ein Schnupfen.“ B) „War echt nicht ohne.“ C) „Knock on wood – bis jetzt verschont geblieben.“) Dann kommen natürlich verlässlich solche Geschichten wie „Meine Friseurin, also voll trainiert die Frau und halb so alt wie wir, die musste in der Nacht den Notdienst anrufen ...“ oder „Bei uns im Haus gibt’s eine 89-Jährige, die war mit Virus pumperlgesund.“
Ich ging mit meinem Spiegelbild in eine Art Tadeldialog: „Reiß dich zusammen, du Geranie von gestern, und freu dich, dass wieder um Cocktailtischchen gewuselt, gelogen, geheuchelt, geklatscht und gebitcht wird und Pfauenräder geschlagen werden dürfen.“ Das Spiegelbild jammerte: „Immer dieser Leistungsdruck, ich bin noch nicht so weit.“ Es sah dabei etwas sauertöpfisch aus der Wäsche. Ich beschloss, über meinen Schatten zu galoppieren und verließ das Haus zum zweiten Mal.
Es sollte ein bombastisch lustiger Abend werden. Man fiel sich nach dem obligaten Darf ich dich oder eher nicht? in die Arme, busselte sich ab und ich fühlte mich wie ein fürwitziges Nagetier, das endlich nach einem langen Winterschlaf wieder das Sonnenlicht sehen durfte.
Nur die High Heels, die werde ich jetzt alle verschenken. Größe 40, wer möchte!
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