Polly Adlers Kolumne: Caviar-Cowboys und Penis-Ballons

Es ist ein eigenartiger Anblick. In der Altstadt von Lissabon begegnen einem oft Männer in tollpatschigen Dragqueen-Outfits oder in weißen Western-Monturen, mit entsprechenden Hüten, die Aufschriften wie "Caviar Cowboy" tragen; manch einer hat sich auch für einen schlichten aufblasbaren Monster-Penis als Kopfbedeckung entschieden. 

Erst langsam begriff ich, dass diese drolligen Exzentriker die jeweiligen Bräutigame einer Bachelorparty-Truppe aus den USA sind. Die auf höchstem Lärmpegel ihre Ausgelassenheit demonstrierenden Knaben, oft mit einer durch Hitze und Alkohol befeuerten Gesichtsfarbe, haben offensichtlich wohlhabende Eltern, die mehr in ihre meist klomuschelweißen Zähne, als in ihre Manieren investiert haben. 

Tatsächlich ist ja eine neue Hochzeits-Hysterie unter jungen Menschen zu beobachten. Da kann die Farbwahl für die Roben der Brautjungfern (zeigt mir bitte eine einzige!) zum Glaubenskrieg ausarten; da gibt es ein Location-Scouting-Stress, wo die Ansprüche vom Unterwasser-Hotel bis (für hochoriginelle) zur Puffbar "Toujours l’amour" gehen. Ganz zu schweigen von den vielen Jungpersonen-Abschiedsparties, die natürlich auch nicht in Unterpremstätten stattfinden dürfen. 

Der neueste Schrei hyperthropher Eleganz ist es, nicht mehr eine Hochzeitsliste aufzulegen, sondern für abgedrehte Charities zu spenden:leukämiekranke Delphine oder Küken, die vor einem grausamen Schredder-Tod zu bewahren sind.Ich habe schon Hochzeiten erlebt, wo selbst auf das Häuslpapier die ineinander verschlungenen Initialen des Brautpaars gedruckt waren, aber die Veranstaltung durch den Umstand getrübt war, dass sich niemand die Mühe gemacht hatte, die entführte Braut auch zu suchen. 

Mein Fazit: Je mehr Zirkus-Verve in die Hochzeit gebuttert wurde, desto kürzer die Ehe. Wie lamentierte "der Herr Karl" einst so schön: "...Sie kennt'n lerna von mir...den Lebenskampf, wie mir ihn ham führn müssen! Sogar g'heirat hab i..."