Polly Adlers Chaos de luxe: Beziehungsstatus: Gut angekommen?
Beziehungsstatus: Keine Verbiegungs-Libido.
Unlängst rottete sich das weibliche Kabanien-Rudel in Bad Vöslau zusammen und N warf die Frage in die Wiese: "Worüber redet ihr im angeschickerten Zustand, wenn es in Richtung Wahrhaftigkeit geht?” Alle legten ihre Themen, die jetzt in der Sicherheitszone des Privaten bleiben sollen, auf den Tisch. Ich warf neben "Wird der Fortpflanz mir je verzeihen, dass ich die Volksschul-Abschlussaufführung wegen eines Businesstrips gekübelt habe?” (Nein, wird sie nicht, sie ist jetzt 29) den Begriff "Single-Shaming” in die Runde.
Solo-Frauen jenseits der 40 kennen das ja. Kaum driftet man im Alleingang durch das Universum, sieht man sich ständig mit Fragen wie "Na, wie schaut’s aus mit der Liebe?” oder "Hast du jemanden?” konfrontiert. Der Subtext, der immer mitschwingt, heißt: „Du arme Karrierepflanze, so ein Restpostendasein muss arg sein.” Die deutsche Journalistin Katja Kullmann, die über dieses Phänomen ein Buch schrieb, konstatiert dort: "Der singuläre Mann kann auf Hartz IV im Unterhemd vor seinem Fernseher vegetieren, dennoch ist er noch immer der einsame Cowboy, der nicht zu fassen ist”. Die Pseudo-Wohlwollenden fügen dann noch gerne hinzu: "Naja, wahrscheinlich bist du zu wählerisch” oder gerne auch "zu selbstständig” hinzu.
Ja, bin ich, Leute, auch tendiert meine Verbiegungs-Libido gegen Null, meine Energie an Umbauarbeiten an einem Mann ebenso. Außerdem fühlte ich mich rückblickend allein nie so einsam wie in manchen Zweisamkeiten. "Wann geht es dir wirklich ab?”wollte S wissen. Ich antwortete wahrheitsgemäß: "Eigentlich nur dann, wenn ich am Flughafen am Gepäckband warte und mir denke: Interessiert es jetzt irgendjemanden, ob ich gut angekommen bin?” Das Rudel, darunter einige Singleinnen beschloss einstimmig, dass sie auf What’sApp die Gruppe "Gut angekommen” gründen würden, wo ich jederzeit Ankunfts-Meldung geben könne. Und mit der Simulation von Erleichterung rechnen darf. Wie beruhigend!
Kommentare