Eine Überdosis Brasilien
Was wir von einem Mordversuch mit Happyend lernen.
Und? Wie läuft es so?“, fragte ich meine nach Brasilien ausgewanderte Freundin, die sich in ihrer Rolle als Fremdenführerin in der Kapuzinergruft einen Papaya-Plantagenbesitzer klar gemacht hat und seit drei Jahren in der Pampa mit reichlich Personal lebt. „Ein bisschen unrund gerade alles“, lachte sie, „die Ex-Frau wollte meinen Feliz gestern umbringen.“ – „Dio santo! Gift?“ – „Nein, wo denkst du hin. Hier geht man die Dinge direkter an. Sie hat ihn mit unserem Ex-Mercedes angefahren. Die sind hier noch nicht so reif für diesen Patchwork-Schmafu. Als sie den Smaragd der Ex-Schwiemu an meinen Finger gesehen hat, ist sie tatsächlich durchgedreht.
Er hat ihn ihr nämlich auch einmal versprochen. Ich kann froh sein, dass meine Hand noch heil ist.“ – „Und jetzt?“ – „Dem Auto geht es gut, aber Feliz hat sich den Mittelfußknochen gebrochen und jammert, als ob man ihm alle Eingeweide einzeln aus dem Leib gezogen hätte.“ – „Habt ihr die Polizei geholt?“ – „Bitte, sei doch nicht so spießig. Wir haben es wie unter Erwachsenen geregelt: wilde Schreiduelle, Tränen, Alkohol, Versöhnung, das ganze Programm. Estrelle und ich haben jetzt eine Pflegegemeinschaft für das Riesenbaby gegründet und ab und an darf sie für eine halbe Stunde den Ring tragen. Ich glaube, gestern hat sie mit dem Pool-Boy geschlafen, denn sie wirkt inzwischen irritierend ausgeglichen.“
Fantastisch, dachte ich mir nach den „breaking news“, hierzulande hätte man eine Mediatoren-Armee, einen Impulskontroll-Verlust-Therapeuten, ein Anwälte-Team und natürlich die Justiz eingeschaltet, die regulieren ihr emotionales Tohuwabohu mit Hausverstand und Empathie. Verstehen Sie mich nicht falsch, nicht dass ich jetzt für amateurhafte Mordversuche als lautere Methode im Umgang mit Kränkungen plädiere, aber ein bisschen mehr Brasilien in unseren Seelenbiotopen würde uns allen richtig gut tun. Adeus!
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