Polly Adler: Wo ist Mr. Dylan?
Was Klangschalen-Karin anrichtete.
"Wo ist Mister Dylan?” fragte ich die Landlady der Sri Lankesischen Kuranstalt verzweifelt. „"Well”, setzte sie eine düstere Miene auf, "he is gone for good.“ Ein schwerer Schlag: Mit Dylan war ich die Insel rauf und runter gebrettert, er war souverän über Erdlöcher und entlang von Dschungelschluchten mit seinem Nissan geschwebt.
Er besaß jene Eleganz der Intuition, dass er genau wusste, wann wir besser gemeinsam schwiegen, schwätzten oder einfach nur Dylanhörten. Mister Dylan fand zwar, dass sein Namensvetter eine Stimme wie eine kastrierte Ziege besaß, aber er wusste, dass er mich damit glücklich machte. Ich hatte seine Familie kennen gelernt, seine entzückende Frau und zwei Prachtkinder, Bilderbuch-Material.
Und jetzt musste ich erfahren, dass er mit einer deutschen Touristin durchgebrannt war – einfach so. Irgendeine Elke/Kerstin/ Karin hatte sich gedacht: „Na, der ist doch ganz schnuckelig, mein Souvenir soll leben.” Und Dylan ist in den Flieger in Richtung hessische Pampa gestiegen, um dort ein neues Leben mit so einer Klangschalen-Karin in einer Neubau-Wohnung mit affig kleinen Buddha-Statuen, Windspielen am Balkon, Engel-Bücher im Regal und Hausschuhen im Flur zu verbringen.
"Dylans Frau ist jetzt wieder zu ihren Eltern gezogen“, seufzte meine Landlady, "bei uns in Sri Lanka geht es neuerdings fast wie bei euch zu – kaum ist die Tinte in den Hochzeits-Alben getrocknet, wird auch schon die Scheidung eingereicht.” Mister Dylan besaß offensichtlich ein ähnliches, aber nicht ganz so schlimmes Charakterkostüm wie sein Namensvetter, der seine Frau Sara und die Kinderschar einmal brüskierte, indem er sich mit der Geliebten der vorangegangenen Nacht knallhart an den kalifornischen Familien-Frühstückstisch gesetzt hatte. Dafür hat Sara aber später eine der schönste Sorry-dass- ich- so- ein -Arschloch war-Balladen der Popgeschichte bekommen. Ein schwacher Trost, aber ein Trost.
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