Polly Adlers Kolumne: Das Pollyonische Printergleichnis
Die toxische Beziehung zu meinem Drucker
Sind Sie ein Druckerstreber? Dann gehen Sie bitte weit weg von mir. Es soll sie ja tatsächlich geben, diese Menschen, die zu Hause so ein Teil stehen haben, das mit beruhigend rhythmischen Vibrieren Dokumente, wann immer gewünscht, und in Farben, die nicht Gallensaftgelb und entsprechend unlesbar sind, ohne „Abrieb”-Spuren (ich bin inzwischen Profi im Drucker-Nichtfunktioniervokabular), Saugdüsenverschmutzungen und Papiereinzugs-Problematiken auf schönen, glatten Seiten ausspuckt.
Ich weiß nicht, wieviele Printer ich schon verschlissen habe, aber so hatte kein einziger, nicht einmal annähernd, funktioniert. Kürzlich sank ich auf die Knie, die Tränen spritzten mir aus den Augen und ich entwickelte ein Drucker-Tourette-Syndrom. Hochordinäres entpurzelte mir, wobei „Oarschloch-Printsau” noch zum eleganteren Teil der Fluchfontänen gehörte. Denn zum zehnten Mal zeigte er mir an, dass beide Papierkassetten leer waren, obwohl ich sie gerade frisch aufgefüllt hatte. Vielleicht will mir das Universum was lehren und mein Druckdesaster-Flirt ist eine Metapher auf eigentlich eh alles. Nämlich, dass das Leben, im Gegensatz zu Forrest Gumps Behauptung, dass es mit einer Schachtel Pralinen vergleichbar ist, wie ein Drucker funktioniert.
Ständig tut sich was im Katastrophengebiet: Sachen, mit denen man fix gerechnet hat, lösen sich im Nebel auf, Freundschaften zerbersten wegen Petitessen, die Elektrik bricht natürlich an einem Sonntag in der ganzen Wohnung ein (der Typ will 210 Euro dafür, dass er nur da ist), die SVS fetzt einem eine Nachzahlung um die Ohren, die dem Jahresbudget eines Zwergenstaats entspricht. Und dann, plötzlich, plumpst wieder ein fetter Glücksklacks vom Himmel – völlig unerwartet. Während ich so über das Pollyoinsche Druckergleichnis nachdenke, surrt, nahezu impertinent unschuldig, eine makellos bedrucktes Blatt aus der Papierausgabe und ich brülle der Maschine im derbsten Dialekt zu: „Roll‘ wen anderen, du Kellerkind!” Das Kellerkind surrt ungerührt weiter.
„Knietief im Glamour”: 26. Mai 11 Uhr, Rabenhof. Mit Sigrid Hauser & Sona MacDonald.
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