Polly Adler: Ich, Fisch-Bitch
Warum Horoskope nicht immer blöd sind.
Nein, natürlich glaube ich nicht an Horoskope. Schließlich bin ich ein Kind der Aufklärung. Habe Kant gelesen, nicht verstanden und auf meinem Nachtkastl verstauben lassen. Wie IQ-diffamierend auch die Annahme, dass die Winkel der Planeten zueinander in meiner Geburtsminute irgendwelche Rückschlüsse auf meinen Charakter zulassen. Und anfallende Spompanadeln von planetarischen Lausern wie Mars, Neptun oder Saturn Beziehungsstatus und Laune-Barometer beeinflussen.
Aber dann wurde Chris Corsini in meinen Insta-Account gespült. Man könnte ihn als genderfluiden Hipster-Astrologen bezeichnen, aber tatsächlich avancierte er in unserem patscherten Leben zu einer Art Seelennavigator für alle Bedrängnisse. Das Widder-Kind verbarrikadiert sich in seinem verfinsterten Boudoir, um durch Chrissies Mond-Workshop wieder ein Prioritäten-Check-up für die nächsten Monate zu kriegen. Ich begnüge mich mit den „Welcome-Pisces-Sun-Moon-Rising“-Prognosen. Das Kind sagt übrigens, dass es die Schnauze voll habe von den Fische-Menschen in ihrem Leben, aber man das ja in meinem Fall leider nicht mehr ändern könne.
Fische seien konfliktscheu, dauerangerührt und ständig in Bereitschaft, abzutauchen. Gegenfrage: Wer eigentlich genau nicht? Chris Corsini ermahnt mich strengen Blicks an meinem Geburtstag auf Insta mit „Keep swimming, bitch!“, denn er fühlt, dass Mega-Verschiebungen in meinem Leben anstehen. Aber, ich Fisch-Bitch, solle endlich in die Gänge kommen, die Gelegenheiten müssen jetzt am Krawatterl gepackt werden: „Bitch, schreib dir das hinter die Ohren! Der einzige Mensch, der dich retten kann, bist du selbst!“ Misanthropelnde Spaßbremsen könnten jetzt anmerken, dass man mit solchen No-na-Weisheiten bestenfalls auf einem Abreiß-Kalender oder in einem China-Glückskeks punkten könne, aber die sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit Skorpione. Skorpione, die Kant verstanden haben, aber eben nicht den formidablen Herrn Corsini.
„Knietief im Glamour“, 10. & 24. März im Rabenhof.
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