„Passt scho’”!
Wie man als Mutter richtig versagt und dennoch ungeschoren davon kommt.
Wie oft hat mein Muttermorgen so ausgesehen: In freudiger Erwartung im Bett gelegen, gegen elf ist es mir dann doch zu blöd geworden, und ich bin in ein von Alkohol-Odeur getränktes, tief abgedunkeltes Zimmer gestiefelt. Dann habe ich dem Partywrack von meiner Tochter ein Tablett mit einem geschäumten Milchkaffee, auf dem ein leicht lädiertes Kakao-Herzchen schwappte, auf die Decke geknallt. Den begleitenden Ordnungsruf Danke, du bist der beste Fortpflanz von da bis Nebraska! quittierte sie mit einem Wildferkel-ähnlichem Grunzen, Variationen Kannst du nicht anklopfen? / Wie spät ist es überhaupt? / Chill dein Leben!
Ich habe mich bemüht, es nicht persönlich zu nehmen. Schließlich sind Erinnerungen das Paradies, aus dem uns niemand vertreiben kann. Und in denen sehe ich dieses wildlockige kleine Wesen, das mich um sechs Uhr wachrüttelte, um mir ein Gedicht runterzurattern, das die Aufopferungsfähigkeit, hausfrauliche Tüchtigkeit und Einsatzbereitschaft einer Mutter rühmte, die ich nie war. Und mir einen mit Atompilz-Motiven bemalten Seidenschal überreichte, den man aus Respekt vor der Schöpferin auch im bebauten Gebiet tragen musste. Tatsächlich habe ich im Leistungsgegenstand Brutpflege oftmals versagt: Ständig im Radarsystem überschrittener Deadlines und keine „Lodenmantel-Mum“, wie das Kind jene von Fremdbetreuungs-Ambitionen freien Bezugspersonen betitelte. Unsere Beziehungsbilanz heute: „Passt scho“.
Eine kleine Message an alle Loden-Muttis: Vorwurfsfreiheits-Garantie bringt auch eine Helicopter-Elternschaft nicht mit sich. Ein Loden-Fortpflänzchen sinnierte jüngst in unserer Küche brutalissimo: „Meine Mom hat leider nichts aus ihrem Leben gemacht.“ Es ist also g’hupft wie g’hatscht a bumpy ride (Bette Davis). Aber natürlich die beste aller Schlaglöcher-Straßen, die man sich nur vorstellen kann.
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