Der Stahl-Zeigefinger der Generation Woke
Fortschreitende Entfremdungsprozesse mit dem Fortpflanz
Yello, yello, I pink I needa lippal sleep.“ Das Kind sieht mich an, als ob es eben auf eine Nacktschnecke im Salat gebissen hätte: „Was wird das, wenn es fertig ist, Mutter?“ – „Ich trainiere Indglish, brauch ich vielleicht für die nächste Show.“ – „Geht’s dir noch irgendwie? Das ist voll rassistisch! Ich reiß gleich ein Tantrum auf!“ – „Bitte wie?“ Man braucht ja manchmal echt Untertitel, um zu schnallen, worauf die Kinder hinauswollen. Google sei Dank: Tobsucht. „Tirolerisch krieg’ ich nicht hin. Aber falls doch, wäre das nicht rassistisch?“ – „Tiroler:innen sind weiß und privilegiert.“ – „Ist es nicht rassistisch per se, aus einer Hautfarbe überhaupt ein Tantrum-Issue zu machen?“
Ich passe mich verbal total an, das Kind quittiert meine Assimilierungsversuche mit Verachtung. Ich betrachte das Bücherregal im Fortpflanz-Ex-Zimmer: Harry Potter, das Gesamtwerk. „Ich meine, Mama Potter, also Frau Rowling, bezeichnet nur jene Menschen, die auch menstruieren als Frauen. Ab in den Altpapiercontainer?“ Übermütiger Zusatz: „Nach welchen Pronomen ist dir heute: he, she oder vielleicht gar they?“ Dann kommt der Messerstoß: „Du wirst immer mehr wie die Tante Jetti ...“ Unsere Tante Jetti wirkt wie aus dem Schwarzbuch aller politisch Sensiblen gehopst. In der Parkgarage ihrer Seele stehen alle Vorurteile dieser Welt: Bei der Jetti-Tante sind alle Afghanen Messerrangler, die geflohenen Ukrainer fahren durchwegs fette SUVs, und alle Transsexuellen bräuchten einmal ein wirkliches Problem wie Pest oder Cholera, damit sie sich von diesem Geschlechts-Larifari verabschieden.
Niemand will jettifizieren, aber dieser erhobene Stahl-Zeigefinger der Generation Woke-Polizei kann einen auch die Wände hoch gehen lassen. Ich cancelculture also den weiteren Dialog, damit der Entfremdungsprozess zwischen dem Kind und mir einmal auf Pause-Taste gedrückt ist. Und gehe in die gute Inderstube ums Eck auf ein Linsen-Dal. Voll die kulturelle Aneignung, aber bitte mich nicht verraten.
„Mamacholie“: am 14. Mai Muttertags-Special im Rabenhof. Mit Sona MacDonald & Petra Morzé.
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