Guido Tartarotti

Guidos Kolumne: Alles, was ein Mann braucht...

Alles, was ein Mann braucht, ist ein bester Freund.

Was ein Mann braucht: ein Ziel, ein gutes Paar Jeans, eine Platte von den Rolling Stones und einen besten Freund. Wobei das alles sicher auch für Frauen zu formulieren wäre – indes, ich bin halt ein Mann, es tut mir leid, heutzutage muss man sich dafür fast entschuldigen.

Ich bin trotzdem ein Mann, und ich bin es gerne. Der beste Freund ist dabei das Allerwichtigste – wobei die Stones-Platte und der beste Freund identisch sein können. Mit einem besten Freund kann man Pferde stehlen, wenn man eigentlich gar kein Pferd braucht. Ein bester Freund wird zu einem stehen, egal, wer oder was etwas dagegen hat. Gleichzeitig wird er sich nicht scheuen, einem im richtigen Moment die Wahrheit ins Gesicht zu sagen.

Ich habe einen besten Freund seit Schulzeiten. Damals saßen wir nebeneinander, er war cool, ich war peinlich, vielleicht war es aber auch umgekehrt, aber wir mochten einander und hielten zusammen.

Er war der kühle Denker, ich der heiße Poet, uns vereinte daher logischerweise die Liebe zu Hermann Hesse. Später machten wir beide auf unsere Art Karriere, sein Erfolg war meist größer, die Freundschaft blieb. Neid aufeinander ist uns beiden unbekannt. Beide hatten wir es nicht immer lustig im Leben, das vertiefte noch das Verständnis für einander.

Wenn wir heute auf der Perchtoldsdorfer Heide sitzen und auf die Jahrzehnte hinabblicken, dann wissen wir, ohne es aussprechen zu müssen: Ohne besten Freund wären die Zeiten weniger gut an uns vorüber und durch uns durch gelaufen. Heute sehen wir einander wieder öfter, wir schreiben einander jeden Tag eine Guten-Morgen-WhatsApp – und wir wissen: Jeder Mann braucht ... nichts außer einem besten Freund. Ziele, Jeans und Platten kann man sich ausborgen. Einen besten Freund nicht. Den bekommt man geschenkt, wenn man Glück hat.

Guido Tartarotti

Über Guido Tartarotti

Guido Tartarotti wurde, ohne vorher um Erlaubnis gefragt worden zu sein, am 23. Mai 1968 zur Mödlinger Welt gebracht. Seine Eltern sind Lehrer, und das prägte ihn: Im anerzogenen Wunsch, stets korrekt und dialektfrei zu sprechen, glaubte er bis in die Pubertät, Vösendorf heiße eigentlich Felsendorf. Das Gymnasium Perchtoldsdorf, wo es damals u. a. eine strenge Einbahnregelung für die Stiegenhäuser gab, verzichtete nach einigen Verhaltensoriginalitäten seinerseits nach der fünften Klasse auf seine weitere Mitarbeit. Also maturierte er in der AHS Mödling-Keimgasse. 1990 begann er in der KURIER-Chronikredaktion. 1994 wurde er Leiter der Medienredaktion, ein Jahr darauf auch der Kulturredaktion. Beide Positionen legte er 2004 zurück, um wieder mehr Zeit zum Schreiben zu haben.

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