Ist die Gen Z so verantwortungsvoll, wie man glaubt?
Junge Menschen prangern die Älteren für ihren verschwenderischen Lebensstil an. Der Gen Z sollen Nachhaltigkeit und Klimaschutz besonders wichtig sein. Doch ist das so?
PRO
Vorwurfsvoll, moralisierend und von den Babyboomern "Snowflakes“ genannt, weil wir zart wie Schneeflocken sein sollen, die beim kleinsten Aufflammen eines Konflikts wegschmelzen. So werden wir, die zwischen 1997 und 2010 Geborenen, gerne beschrieben.
Und es ist wahr, die Generation Z macht sich Sorgen. Aber sie liefert auch Antworten. Mit Fridays For Future haben wir eine riesige weltweite Bewegung auf die Beine gestellt - und schwingen dort keineswegs leeren Parolen. Wir Jungen sind bereit, zugunsten der Umwelt persönliche Abstriche zu machen: Laut jüngsten Umfragen würden fünf von zehn Gen Z in Österreich fürs Klima auf Fleisch verzichten, sechs auf Flugreisen und sogar acht auf Fast Fashion. Die Generation Z will grün investieren, achtet bei Wahlprogrammen auf Klimaschutzaspekte und beim Einkauf auf ressourcenschonende Produktionen.
Tagtäglich beschäftigen wir uns mit den Auswirkungen langjähriger Klimasünder. Denn Über-60-Jährige sind mittlerweile für fast ein Drittel der weltweiten CO₂-Emissionen verantwortlich. Und dennoch scheinen diese bei uns besonders strenge Maßstäbe anzusetzen.
Verweigert man im Gasthaus das Schnitzel, verschmäht man die heimische Küche. Bestellt man den fair produzierten Pullover, stirbt der heimische Handel. Geht es nach zwei Jahren Distance Learning endlich wieder in den Urlaub, muss man sich für den Flug rechtfertigen. Dass viele Junge in der Corona-Krise ihre Nebenjobs verloren haben und teure Nachtzüge nicht für alle leistbar sind, wird dabei unter den Tisch fallen gelassen. Genauso, dass ein grüner Lifestyle die Klimakrise nicht mehr aufhalten wird. Was es braucht, sind strukturelle Änderungen und politische Entscheidungen. An diesen Hebeln sitzen aber nach wie vor die Generationen vor uns. Und wenn sie nicht bald in die Gänge kommen, drohen nicht nur wir wie "Snowflakes" wegzuschmelzen.
Von Elisabeth Kröpfl
CONTRA
Die Gen Z ist wütend. Sie hält den anderen, egoistischen und verschwenderischen Generationen vor ihr den Spiegel vor. Die Jungen kritisieren das "Ich, ich, ich". Heißt es zumindest gerne. Stimmt schon, alle vor ihnen haben den Kids einen gewaltigen Sauhaufen auf der Erde hinterlassen. Aber so anders macht es diese oft gelobte Gen Z gar nicht. Sie hat einfach eine gute PR.
Es ist ja vernünftig, was ihre Aushängeschilder so fordern: Weniger fliegen, weniger Autos, mehr Öffis. Weniger Fleisch, weniger Plastik. Nur wenn es dann ums junge Selbst geht, ist es damit auch gerne wieder vorbei. Oder sind es die bösen Älteren, die nach Fridays For Future-Demos in Wien aufmarschieren und dort eine Menge Müll verteilen? Es wird auch keine böse alte Frau sein, die sich auf jung schminkt und in der U-Bahn einen zweieinhalbtägigen Trip nach Zakynthos ausmacht. Wie geht es dort hin? Na mit dem Flugzeug. Nicht zu reden von der Maturaklasse, die sich bei ihrer Abschlussreise nicht mit schnödem Segeln in Kroatien begnügen will. Nein, auf Bali muss es gehen. Wie war das nochmal mit der Flugscham? Und ob die Kids jene, die im Autofahren ihre absolute Erfüllung sehen, damit überzeugen können, auf die Öffis umzusteigen, wenn sie permanent ihre Füße auf den U-Bahn-Sitzen ablegen, sei auch dahingestellt. Aber es ist doch so gemütlich. Gell?
Wie war das mit dem "Ich, ich, ich"? Wobei, in einem hält die Gen Z den Älteren wirklich den Spiegel vor: Sie lässt einen zu dem werden, der man nie sein wollte: Alt, rechthaberisch und grantig.
Von Daniel Voglhuber
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