Vea Kaisers Kolumne: Eine willkommene Beförderung
Warum man seine Energie für die wirklich wichtigen Herausforderungen der Elternschaft bewahren sollte
Ende vergangenen Jahres wurde meines Bruders Frau von einem gesunden, äußerst entzückenden Thronfolger entbunden. Und machte mich zur Tante! Jubelt, ihr Chöre!
Diese Beförderung geht mit sehr angenehmen Boni einher. Es ist schon erstaunlich, wie lieb man einen Menschen haben kann, der plötzlich das eigene Leben bereichert, obwohl man doch nichts dazu getan hat. Zudem kann ich mich nun endlich für all die blinkenden und lärmenden Geschenke revanchieren, mit denen mein Bruder unser Heim bezwangsglückte.
Auch der Rest der Großfamilie ist verständlicherweise hocherfreut, besonders meine liebe Omi. Sie bekam nicht nur den dritten Urenkel, sondern auch das geteilte Sorgerecht für meines Bruders Katzen.
Omi war schon mehrfach Katzenhotel und verstand sich gut mit den Betatzten. Morgen nämlich kommen die chinesischen Eltern meiner Schwägerin auf Besuch, um sie im Wochenbett zu pflegen, was in der chinesischen Kultur heilig ist. Gar nicht heilig sind Haustiere. Der Teigtaschen-Connection sind die Katzen ein Dorn im Auge.
Was ich verstehen kann, denn wer (außer meiner Oma) mag unerzogene, antiautoritäre Hipstercats, die sich mit Katzengras benebeln, alles fressen, was sie auf der Küchenarbeitsfläche erwischen, und sich überall erleichtern – nur nicht im Katzenklo. Als gebürtige Berliner verstehen sie Vorschriften als Verhaltensempfehlungen. Und so übersiedelten die Katzen temporär zur Urgroßmutter.
"Ihr gebt Eure Katzen weg, nur um euch die Diskussionen mit den Schwiegereltern zu sparen?", fragte ich meinen Bruder. "Wieso soll ich mir das Leben unnötig schwer machen?", antwortete er.
Und ich dachte: G’scheit ist der Bub. Das Leben mit Kind wird noch anstrengend genug. Vor allem, wenn dieses eine Tante hat, die eine Liste mit den lautesten und nervigsten Spielsachen der Welt führt, um sich genüsslich zu rächen.
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