Vea Kaiser

Vea Kaisers Kolumne: Der IT-Techniker

Warum es keine gute Idee war, auf den Zauber schön gefeilter Nägel zu vertrauen, um einen Mann zu beeindrucken

Neulich beabsichtigte ein mir unbekannter Wüterich, mich zu kränken. "Sie sind nicht auszuhalten!", schrieb er. Und: "In fünfzehn Jahren wird Ihr Mann mit einer zwanzigjährigen knackigen Krankenschwester fremdgehen." Ich musste lachen.

Seit mein Dottore Amore eine eigene Praxis hat, arbeitet er von früh bis spät, und wird, wenn er so weitermacht, in fünfzehn Jahren kein Leiberl bei knackigen Zwanzigjährigen (egal welchen Berufs) haben, und vor allem auch viel zu müde dafür sein. Er ist momentan sogar zu müde für mich. Wirklich gekränkt hätte mich der Wüterich mit folgendem Satz: "Ihr Mann mag seinen IT-Techniker viel lieber als Sie!"

Das ist die zurzeit größte Wunde meiner Existenz: Wenn die Kinder im Bett liegen, begehrt mein Mann nicht meine Gegenwart, sondern Kontakt zu seinem IT-Techniker. Von morgens bis abends versucht er auf allen Kommunikationskanälen, die Aufmerksamkeit dieses langhaarigen Mannes zu erregen. Ich werde weggedrückt, wenn ich anrufe. Für den IT-Techniker tut er sogar etwas, das er für mich noch nie getan hat: Früher als nötig aufstehen.

Dieser Computer-Zauberer ist heiß umfehdet: Fast alle Urologen Österreichs sind von ihm abhängig, jeder will sein Freund werden, um von seiner Tastenmagie zu profitieren. Mein Mann ist da keine Ausnahme, denn wenn Befunde falsch zugeordnet werden oder E-Cards nicht ausgelesen werden können, dampft das Gacki.

Dennoch, wenn ich alleine im Bett liege oder einsam in die Sterne starre, dann wünsch ich mir, nur einen Abend lang ein IT-Techniker zu sein. Falls Sie den Wunsch verspüren, mir Leid zuzufügen: Erinnern Sie mich daran, dass ich dem Informatik-Unterricht nur so lange aufmerksam folgte, bis ich verstanden hatte, wie man ein E-Mail-Postfach einrichtet, und mir dann die Nägel feilte. Es war die falsche Strategie, um das Objekt der Begierde zu beeindrucken.

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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