Vea Kaisers Kolumne: Die Einsamkeit der Bubenmamas
Warum Verbündete immer ein wertvolles Geschenk sind, auch wenn man sich vor ihnen gruselt.
Meine Söhne sind super, den Dottore Amore finde ich nach sieben Jahren unverändert sexy und der Hund macht Spaß. Mindestens ein Männchen klebt immer an mir, dennoch fühle ich mich manchmal allein: Die Mannen scheinen von anderen Planeten zu kommen.
Die Junioren entwenden meine Haarbürsten, um furchtlos auf Vorhänge und Stofftiere einzudreschen, aber sobald ich ihr Haupthaar kämmen will, laufen sie weg. Die hübschen Puppen, die ich ihnen ins Spielzeug schmuggelte, wurden enthauptet und seziert. Doch bevor wir schlafen gehen, müssen wir sicherstellen, dass der Feuerwehrmann und der Astronaut bequem ruhen – als ob die keine Puppen wären. Ihre Faszination für Autos kann ich nicht teilen. Die für Ausscheidungen noch weniger.
Stolz erzählen der Dottore Amore und der Große einander, was sie in welche Toilette gemacht haben. Als ob der Kleine zeigen wollte, wie sehr auch ihn dieses Thema interessiert, greift er bei jeder Gelegenheit ins Klo. Sogar der Hund wählt nur exponierte Flächen für sein Geschäft.
Manchmal denke ich: Hätte ich eine Tochter, hätte ich eine Verbündete von meinem Planeten.
Und dann machte ich eine grausige Entdeckung. Im Eck hinter der Küchenmaschine zerlegte ein halbes Dutzend Spinnen erbeutete Mottenlarven. Ähnliche Spinnen hatten uns im Sommer die Gelsen vom Leib gehalten und eine Ameisenabordnung verzehrt, die es sich im Keller bequem machen wollte. Auch ins Haus verirrte Stinkwanzen verspeisen sie mit Genuss.
Ich ließ diese krabbelnde Halloween-Deko in Ruhe. Mich beschlich das Gefühl, gar nicht allein zu sein, sondern Alliierte im Haus zu haben, die meine Probleme lösen, anstatt wie meine Männer die Ungezieferbeseitigung zur Frauensache zu erklären.
Das Leben ist kompliziert genug. Wenn man Verbündete findet, sollte man sich freuen. Und über ihre gruselig vielen Beine und Augen hinwegsehen.
Weitere Infos: www.veakaiser.de
Über Vea Kaiser
Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.
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