Fabelhafte Welt: Gleichberechtigte Gewichtszunahme
Auf welch vielfältige Arten die himmlischen Götter binnen neun Monaten ihre Macht demonstrieren
In meiner ersten Schwangerschaft trieb ich Sport, achtete auf meine Ernährung und legte trotzdem Gewicht zu wie ein Bär vor dem Winterschlaf. Es war, als ob die Götter mir zeigen wollten: Es gibt Mächte, die sind größer als du. "Du bist wunderschön, du strahlst, ich liebe dich“, versicherte mir der Dottore Amore. Doch seine Komplimente waren nicht so viel wert wie sonst: Er selbst hatte die Frechheit abzunehmen.
Jenes scheinschwangere Männerbäuchlein, das der gemeine Babypapa normalerweise in der Gravitas ansetzt, suchte man bei ihm vergeblich. Schlank und fesch schob er den Kinderwagen durch unsere Vorstadtstraßen, während ich mich abmühte, in die Nähe des Vor-Bambino-Zustandes zu kommen. Nicht, dass ich das Gefühl hatte, das zu müssen, aber ich wollte! Denn seit ich einen Sommer lang hochschwanger unter dem Gewicht eines Kugelbauches ächzte, verstehe ich keinen einzigen Mann, der freiwillig einen ähnlich geformten Krügerl-Muskel vor sich herträgt. Keine Hose passt, in 90% aller Bekleidung schaut man aus wie eine Presswurst, die Knie tun weh und fällt einem eine Zwei-Euro-Münze runter, dann hat man ein Problem. In meiner zweiten Schwangerschaft nun nahm ich kaum zu.
Der Dottore Amore hingegen sagte neulich zu mir: "Kannst du bitte meine Hemden nicht mehr in den Trockner geben? Die sind alle eingelaufen.“ Ich erklärte ihm, dass ich noch nie eines seiner Hemden im Trockner getrocknet habe, er wollte mir nicht glauben, bestand darauf, dass sie mir versehentlich zwischen die Handtücher gerutscht waren. "Ja, so wird es sein“, sagte ich, wohlwissend, dass es nicht so war. Und fügte hinzu: „Du bist wunderschön, du strahlst, ich liebe dich.“ Indessen dachte ich mir: das Leben ist schöner, wenn die Götter nicht nur ihre Macht demonstrieren, sondern wie machtvoll erbaulich eine gewisse Gleichberechtigung zwischen Männchen und Weibchen ist.
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