Privilegien der Elternschaft

Welch interessante Erfahrungen man mit Duplo-Steinen und Baby-Klavieren macht, wenn Kinder die Welt entdecken

Kinder dabei zu begleiten, wie sie die Welt entdecken, ist ein Privileg – schließlich entdeckt man dadurch auch selbst die Welt neu. Was für faszinierende Wurfspielzeuge sind die großen Kieselsteine im Vorgarten, die man bisher übersah? Vorhänge verstecken nicht nur das Innere eines Hauses vor der Außenwelt, sondern sind selbst super Verstecke, besonders für die Dinge, die die Erziehungsberechtigten so verzweifelt suchen wie Fernbedienungen oder Hausschlüssel. Und warum muss man Spielzeug in der Spielzeugkiste verstauen? Man kann das tägliche Ritual „und jetzt räumen wir alles wieder weg“ auch kreativ neudenken:
 

Duplo-Steine passen hervorragend in hohe Winterstiefel, piepsendes Klumpert in die Tupperware-Lade, idealerweise versteckt zwischen mehreren gestapelten Plastikschüsseln. Ist es nicht urlustig, wenn der Papa das Verlassen des Hauses durch einen laut gellenden Schmerzensschrei ankündigt, weil er hastig in den Schuh schlüpfte, nicht mit diesen fiesen Knubbeln und Kanten eines zuvor harmlos wirkenden Duplo-Steins rechnend? Oder wenn die Mama wie eine Getriebene durch die Küche poltert, weil sie schwört, dass es irgendwo piepst, während der Papa meint, sie habe einen Tinnitus.

Liegt das Kindchen schlafend im Bett, lachen seine Erziehungsberechtigten herzhaft über diese Episoden. Bis der Nachwuchs etwas anderes hinterfragt, und zwar: Warum muss man eigentlich um 3 Uhr nachts wieder einschlafen? Man könnte doch auch auf das Baby-Klavier einhämmern? Den Panikknopf der Alarmanlage drücken? Darauf bestehen, „Wau-Wau“ zu suchen, der sich, tagsüber nie weit vom Kleinkind weg, nachts an die vom Kinderzimmer am weitesten entfernten Schlafplätze zurückzieht, weil sogar der Hund weiß: Kinder dabei zu begleiten, wie sie die Welt entdecken, ist ein Privileg. Ausreichend zu schlafen allerdings auch.

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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