Schnappatmung am Kassenband
Wie man einen Meldezettel in der Katastralgemeinde der Optimisten ausfüllt, obwohl es nicht gerade einfach ist, sich dort wohlzufühlen
Was haben Skifahren und Pessimismus gemeinsam? Beide sind österreichisches Kulturgut. Beide werden kultiviert und verteidigt, egal, wie viel Schmerz sie verursachen. Pessimistisch zu sein, ist dieser Tage en vogue, schließlich liefert der momentane Zustand der Welt keinerlei Anlass für überbordenden Optimismus.
Dennoch wäre es fad, wenn wir uns alle in Trübsal suhlten. Innerhalb des gallischen Dorfes der Pessimisten muss es eine optimistische Katastralgemeinde geben, die das Positive hochhält. Koste es, was es wolle. Und zwar wortwörtlich: Neulich zum Beispiel zahlte ich für den Wocheneinkauf so viel wie vor einem Jahr.
Ich freute mich, bis ich bemerkte, dass weder Fleisch noch irgendetwas anderes im Wagerl lagen, das man auch nur entfernt mit dem Wort „Luxusartikel“ überschreiben konnte – Dinge, die man einst selbstverständlich kaufte wie extraweiches Toilettenpapier oder Datteln.
Statt mich in einer Panikattacke aufzulösen, entschied ich: Ist es nicht super für das Klima und für uns selbst, wenn wir unsere Einkäufe auf saisonale, heimische und wirklich notwendige Produkte konzentrieren? Wenn ich über Futziwutzi-Anschaffungen grüble, die ich vor einem Jahr ohne länger nachzudenken getätigt hätte, sage ich mir: „Was für ein Geschenk, sich über etwas Kleines groß freuen zu können.“
Wer wie wir ein Eigenheim mit flexiblen Zinsen finanziert hat, der verfällt momentan leicht in Schnappatmung. Ich versuche mich zu beruhigen mit positiven Nebeneffekten: Ist ja super, wenn die Aufregung die Herzkranzgefäße durchputzt. Das steigert die Leistungsfähigkeit, die man in diesen Zeiten wahrlich braucht.
Apropos Leistungsfähigkeit: Ich gehe nun tatsächlich ins Sportstudio, anstatt bloß dafür zu bezahlen. Und so singt der kleine Gemeindechor der Optimisten laut, falsch und mit Begeisterung: Ist doch nicht alles schlimm dieser Tage.
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