Die große Schuhverwirrung
Was der Vorsatz, niemals wie die eigene Mutter zu werden, mit dem richtigen Schuhwerk zu tun hat
Zieh die dreckigen Schuhe bitte draußen aus!“ Dieser Satz bildete mit seinen Verwandten „Seit wann essen wir am Sofa?“, „Räum den Geschirrspüler aus“ und „Die Katzen haben Hunger“ den Soundtrack meiner Kindheit, abgespielt von meiner Mutter.
Die undankbare Herkulesaufgabe, die eigene Familie zum zivilisierten Verhalten anzuleiten, fällt fast immer den Mamas zu – und keine einzige hat Spaß daran. Auch ich nicht. Glücklicherweise ist meinem Gatten Ordnung äußerst wichtig, weswegen ich ihn noch nie bitten musste, den Geschirrspüler auszuräumen. Ich weiß nicht, worauf er vorbereitet sein will, aber die Küche putzt er so gründlich, dass man darin operieren könnte. Unseren Hund zu füttern, kann man nicht vergessen, denn der ist auf Diät und klagt lautstark sein glutenfreies Spezialfutter ein. Solange sich mein Sohn von Milch mit Milch ernährt, darf er ausnahmsweise am Sofa essen.
Doch mein Mann ist halber Süditaliener, auf der Mariahilfer Straße aufgewachsen. Weder in Süditalien noch in der Innenstadt zieht man sich beim Betreten eines Hauses die Schuhe aus. Warum, verstehe ich bis heute nicht. Vielleicht, weil beiderorts die Menschen in ihrer Kindheit nicht über kuhdunggetränkte Wiesen laufen wie am Land, wo ich herkomme.
Zurzeit haben wir Dreck machende Baustellen in Keller und Vorgarten, also schenkte ich meinem Mann Garten- und Kellerschlapfen, damit er sich nicht jedes Mal die Straßenschuhe binden muss, wenn er den Müll wegbringt und ähnliches. Wie am Land üblich. Doch häufig erwische ich ihn mit den Kellerschlapfen im Bad oder den Hauspatschen im Garten.
„Es ist zu kompliziert! Mein Leben lang trug ich ein paar Schuhe pro Tag, nicht vier ständig zu wechselnde!“, sagt er. „Dann lern das!“, antworte ich, und erwische mich dabei zu brüllen, wie ich es gelernt hab: „Zieh die dreckigen Schuhe bitte draußen aus!“
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