Vea Kaisers Kolumne: Ein Urlaub voller Regeln
Warum auch Kleinkinder lernen müssen, was andernorts erlaubt ist und wie man sich zuhause verhält
Heuer habe ich versucht, meiner Familie Urlaub außerhalb Italiens schmackhaft zu machen. Der Dottore Amore erwies sich als abwechslungsresistent: "Erdogan ist ein Bösewicht! Von Spanien haben wir bei der Euro genug gesehen. Die kroatische Küche ist fad und nach Griechenland fahren wir, wenn du den Kindern vom Trojanischen Krieg erzählen kannst." Also reisten wir wieder nach Bella Italia. Mein Liebster schaltete unverzüglich in den Süd-Modus: Hemd bis zum Bauchnabel offen, extra viel Gel im Haar, Sonnenbrille mit der Nasenwurzel verwachsen.
Mir schwante, dass er wahrscheinlich auf die Unvereinbarkeit seiner Laktoseintoleranz mit Tzatziki pochen wird, wenn die Kinder Achilleus buchstabieren können. Aber gut, Italien ist das zweite Zuhause meiner kleinen Familie. Das ließ uns mein Mann nie vergessen, denn zuhause hält man sich an die Regeln! In Italien sind viele Regeln eher Verhaltensempfehlungen. Nicht jedoch beim Essen. Da ist Schluss mit lustig. Bambino wollte Parmesan auf seine Spaghetti ai frutti di mare. Anstatt zu loben, dass ein Dreijähriger Meeresfrüchte isst, folgte Panik: Parmesan zu Meeresfrüchten ist verboten!
Mir wurde weder nach elf ein Cappuccino erlaubt noch Wein zur Pizza. Nicht einmal für die Kleinkinder durfte ich die Nudeln schneiden oder mit dem Löffel helfen. Musste aber, obwohl ich pappsatt war, den Saucenrest mit Brot vom Teller wischen. Die besten drei Bissen können keinesfalls überbleiben!
Baby Bambino hätte beinah mit seiner Pizza Cardinale einen Kardinalfehler begangen. Auf der Vorspeisenplatte lag noch Dekorationsobst. Die Patschehandis des kleinen Fruchttigers griffen nach der Ananas, woraufhin ich sie schnell in einen Oleanderbusch warf. "Du bist hier nicht nur auf Urlaub, sondern auch zuhause." Glücklicherweise bewahrheitete sich dennoch: zuhause schmeckt’s am besten.
Weitere Infos: www.veakaiser.de
Über Vea Kaiser
Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.
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