Vea Kaisers Kolumne: Freude, Wehmut und das Neue
Warum man kurz vor Beginn des größten ersehnten Abenteuers auch melancholisch auf vergangene Mühen zurückblicken darf.
Rund um Silvester erlebt man diese einmalige, beschwingte Freude auf etwas Neues. Die Welt scheint durchzuatmen: Das nächste Kapitel kommt, mit ihm alle Möglichkeiten.
Für meinen Dottore Amore bringt 2025 ein großes Abenteuer: Nach acht Jahren Studium, zwei Jahren Umweg, drei Jahren Turnus, sechs Jahren Facharztausbildung und drei Jahren als Vertretungsarzt darf er endlich machen, weswegen er vor über zwanzig Jahren Medizin inskribierte: Seine eigene Kassenpraxis. Mödling, fürchte dich nicht! Urologen-Nachschub ist gesichert. Ich freu mich.
Mödling ist nahe und ich gefalle mir in der Rolle der lokalen Spatzidoktorengattin. Zudem: Admira Wacker spielte eine großartige Herbstsaison und rührt mein wenig verwöhntes Fußballherz.
Die Bambini sind glücklich, denn eine Kassenarztstelle ist ein familienfreundlicher Posten. Bisher sahen sie ihren Papi unter der Woche wenig, denn er vertrat in Bruck/Leitha, musste spät arbeiten und sehr weit fahren. Der Dottore selbst ist glücklich – aber auch wehmütig. "Bruck wird mir fehlen! Die Patienten lagen mir so am Herzen. Und der Professor erst!"
Ich dachte, ich hätte mich verhört: Drei Jahre lang arbeitete er bei einem Urologen, der ihn ausschimpfte, sobald er ein Blatt Papier zu viel verwendete. "Der war streng, laut und zackig!", sagte ich. "Und ein hervorragender Urologe, ein fantastischer Lehrer, ein richtig guter Mensch!“, sagte mein Mann, melancholisch, dass diese Phase seines Lebens vorbei ist, und gleichsam aufgeregt, dass eine neue beginnt.
Ich verstand: Das eine schließt das andere nicht aus. Wenn etwas Neues beginnt, soll man es voller Zuversicht umarmen. Behält man das Alte in lieber Erinnerung, nimmt man dessen besten Teil mit in die Zukunft.
Und wenn mein Herzblatt fortan sparsamer mit Papier umgeht, ist der Regenwald auch nicht unglücklich.
In diesem Sinne: Rutschen Sie gut nach 2025!
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