Vea Kaisers Kolumne: Helden des 21. Jahrhunderts
Warum es nie schadet, kleine Kinder dabei zu beobachten, wie sie unsere Welt wahrnehmen
In Omas Kindheit trieben sich die Kinder tagsüber unbeaufsichtigt herum und fanden es lustig, vor den scharfen Hunden davonzulaufen, um nicht ins Popschi gezwickt zu werden. Fiel den Burschen nichts anderes ein, fielen sie übereinander her, was auch in der Jugend meiner Eltern geschah, wobei in dieser Epoche die Geschlechtertrennung bedeutend war: Puppen für die Mädis, Waffen für die Bubis. In meiner Kindheit waren aus den Medien bekannte Geschichten Inspiration: Von Arielle bis zu den Spice Girls spielten wir nach, was uns beeindruckte. Und die Kiddies von heute?
Die beobachtete ich neulich dabei, wie sie mit den Lauflernwagerln spielten, die ich für meinen Neffen vom Dachboden geholt hatte. Sie sausten eilig umher, lieferten Bausteine an den Teddy und Matchboxautos an den Handpuppenkönig. "Spielts ihr Wettrennen?" Ich provozierte das empörte Augenrollen meines Threenagers. "Wir sind Paketboten", sagte er und rannte los: Eine Ladung Bioblos musste ausgefahren werden.
Wir kaufen zwar kaum online, doch für meine Kinder des 21. Jahrhunderts sind Paketboten Helden. Sie haben noch nie gesehen, wie ein Polizist einen Schlingel jagt, aber wie Paketboten Wind und Wetter trotzen und sich mit spektakulären Parkideen wie Fahrmanövern dem Straßenverkehr überordnen.
Rettung oder Feuerwehr an der Haustür zu sehen, lässt Menschen erschrecken. Paketboten hingegen bringen vor allem eins: Freude. Das sollte man sie auch spüren lassen, dachte ich mir, als ich mit dem Grant einer zuhause arbeitenden Selbstständigen Pakete für die Nachbarn entgegennahm. Ich riss mich zusammen und schenkte dem nächsten Paketboten ein Lächeln, obwohl es mich wirklich anzipft, die lokale Empfangsstation zu sein. Der Bote lächelte freudig zurück, ich dachte an das spätere Lächeln der Nachbarn und: Es sind die kleinen Momente, die unsere Welt besser machen.
Kommentare