Vea Kaiser

Vea Kaisers Kolumne: Eine kleine Weihnachtsgeschichte

Warum die drei Weisen aus dem Morgenland zunächst Schwierigkeiten hatten, den Weg zum Weihnachtswunder zu finden.

Es war einmal in einem weit entfernten Land rund um Christi Geburt, als der Himmel in Aufruhr geriet. Die Sternbilder hüpften durcheinander, und was bisher fest am Firmament verankert schien, schwankte munter hin und her.

Von einem Wunder erzählten sich die Menschen, nur drei Sterndeuter wollten das nicht glauben. Wunder gehörten den Legenden, sagten sie und beschlossen: Ein ordentlicher Weiser hält Nachschau! Doch wo sollten sie beginnen, um dem seltsamen Spektakel auf den Grund zu gehen?  

"Es wird eine Naturkatastrophe über uns kommen! Alles Land wird verbrennen, überschwemmt oder von Käfern gefressen werden", sagte ein Sterndeuter und meinte, dreißig Stunden Kamelritt gen Norden würde man mehr erfahren.

"Ich sehe Seuchen drohen! Für Mensch und Tier bricht eine dunkle Zeit an!", sagte der zweite und schlug vor, vier Tagesmärsche gen Süden zu unternehmen. 

"Der Mensch ist dem Menschen die größte Gefahr! Vor Krieg und Streit wollen uns die Sterne warnen!", sagte der dritte und meinte, man müsse in den Westen reiten. 

Einander Schreckensvisionen schildernd, irrten sie mal dorthin, mal dahin, bestrebt, das drohende Unheil zu identifizieren, bis es einem kleinen Stern zu bunt wurde. Er wechselte seine Glühbirne, um alle anderen Sterne zu überstrahlen. 

Dann begab er sich hinunter auf die Erde und baute sich in all seinem Glanz vor den drei Weisen auf: "Lasst Euch nicht von der Angst leiten! Denn sie trübt den Blick, und man erkennt das Gute nicht!", sagte der starkleuchtende Stern und führte die drei Magier nach Bethlehem.

Dort erlebten sie mit Verspätung das Wunder und verstanden: Nur Bedrohungen zu sehen ist eine Entscheidung. Auf das Schöne zu schauen, an das Gute zu glauben und die anderen als Mit-Menschen zu achten, anstatt sich vor ihnen zu fürchten, ist die andere Möglichkeit.

Frohe Weihnachten!

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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