Die Vorteile der Osterfreuden
Warum Ostern zwar das bessere Weihnachten ist, aber auch nicht gänzlich unkompliziert
Ostern ist das bessere Weihnachten. Es dauert länger, das Wetter ist freundlicher und der Konsumdruck geringer. Sogar Osterkränze flechten sich leichter als ihre adventlichen Pendants, weil man sich die Herausforderung erspart, Kerzen stabil zu befestigen, ohne das Hausbrandrisiko zu erhöhen. Plastikeier mit der Heißklebepistole anzupicken, schafft sogar mein Bambino – und der ist noch nicht mal im Scheren-Alter.
Osterdeko kann man machen, muss man aber nicht, die Natur putzt sich sowieso heraus. Das Fehlen eines Weihnachtsbaumes provoziert Fragen: Was, kein Baum? Wer ist denn g’storben? Habts Probleme? Ob man einen Palmbuschen hat, juckt niemanden. Ebensowenig, wie bzw., ob man Ostern feiert. Und das liebe ich am meisten: Es ist das Fest der Freiheit. Meine Familie würde nie akzeptieren, wenn sich Mitglieder zu Weihnachten absondern. Der Onkel fliegt zu Ostern ins Warme? Der Bruder bleibt in Berlin? Der Familienchor kommentiert: Schön, sie haben sich Entschleunigung verdient. Man kann die Kinder rausjagen, leichte Spargel-Speisen erfreuen Veganer wie Figurbewusste, außerdem hatte man zuvor die gesellschaftlich akzeptierte Gelegenheit, ausgiebig zu fasten, anstatt von allen Seiten mit Keksen verführt zu werden.
Ostern könnte so super sein – gäbe es keine Schokoosterhasen. Der gemeine kakaohaltige Meister Lampe ist zu groß, um ihn allein zu verspeisen. Doch wer bekommt den Kopf und wer den Popsch? Darüber streiten der Dottore Amore und ich alljährlich. „Ich als Autorin bin kopflastig, du als Urologe untenrum zuhause“, ist mein Argument. „Bambino liegt immer mit der Stirn bei dir und watscht mich mit den Füßen, da könntest du mir zumindest das Oberteil vom Hasen lassen!“ Einer steigt schlechter aus, isst jeder seinen eigenen Hasen, wird beiden schlecht. Ach, es bleibt kompliziert mit den Feiertagen. Wirklich kompliziert.
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