Geschenke zum Hochzeitstag

Warum man den fünften Hochzeitstag gar nicht groß feiern muss, wenn man sich zuvor ausreichend lieb hatte.

Der Dottore Amore und ich haben endlich entschieden, wie wir unseren fünften Hochzeitstag feiern: Kind in den Kindergarten bringen, ein kleines gemeinsames Frühstück, eine Fortbildung über Spatzi-Müdigkeit für ihn und zurück an den Schreibtisch für mich – also eigentlich gar nicht. Wozu auch? Dass wir uns noch immer sehr lieb haben, haben wir bereits ein wenig zu ausgiebig gefeiert. Das Ergebnis kommt im Sommer.
Überrascht? Was glauben Sie erst, wie es uns ging! Wir wollten immer ein zweites Kind. Was die Lebensplanung allerdings NIE vorsah, sind zwei unter zwei Jahren.

Wir freuen uns sehr, haben aber auch großen Respekt vor dieser Aufgabe. Kinder sind Geschenke. Und sind Geschwister nicht auch das größte Geschenk, das man den eigenen Kindern machen kann? Man selbst wird irgendwann nicht mehr sein. Besitz kommt und geht. Doch ein Mensch, der all deine Traumata versteht, weil er aufwuchs wie du, weil er von genau denselben Eltern verkorkst wurde, der immer an deiner Seite ist: Das ist unbezahlbar. Außerdem fanden wir, wer mit solch charakterstarken, lauten Erwachsenen wie uns zusammenleben muss, hat Alliierte verdient.

Nur war Bambino Nr. 2 eher als Langzeitprojekt gedacht. In keiner der Zukunftsvisionen, die ich von uns als Familie hatte, kamen zwei Wickelkinder vor. Das kleine Wunder, das wir erwarten, ist also wirklich ein Wunder. Und das klingt auch viel schöner als das Eingeständnis, dass ein nicht mehr ganz taufrisches Paar, von dem die Frau in diversen Medien als „sehr klug“ bezeichnet wurde und der Mann als Urologe wirklich mehr über die Bienchen und Blümchen wissen müsste als Otto Normalverliebter, zu patschert zum Verhüten sind. 
Die Liebe findet halt immer einen Weg. Und was die Logistik betrifft: Angeblich wächst man mit den Herausforderungen. Hoffentlich wächst mir noch ein dritter oder vierter Arm.

Vea Kaiser

Über Vea Kaiser

Vea Kaiser ist die Autorin der Nr.1-Bestseller „Blasmusikpop“, „Makarionissi“ und „Rückwärtswalzer“. Ihre Bücher wurden vielfach preisgekrönt und in mehrere Sprachen übersetzt. Die studierte Altphilologin lebt mit Familie am Wiener Stadtrand und schreibt für die freizeit die wöchentliche Kolumne „Fabelhafte Welt“.

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