Fabelhafte Welt: Im Erklärungsnotstand
Warum man die Gründe für das immer häufiger werdende Ausrasten im Straßenverkehr am stillen Örtchen suchen könnte.
Es gibt Situationen, die bringen einen in Erklärungsnotstand. Vor allem, wenn man mit einem wissbegierigen Zweieinhalbjährigen unterwegs ist.
Neulich besuchten wir das Affenhaus im Zoo. Als wollte der Affe beweisen, dass er die Dienste des mir angetrauten Urologen nicht benötigte, stürzte er sich von hinten auf die Äffin. Teenager kicherten, Touristen erröteten. Es war sehr leidenschaftlich. „Mami, was ist das?“ Ich zitierte die Bibel: „Der Affe und die Äffin erkannten einander.“ Dann wollte Junior den Pinguinen seine Aufwartung machen und die verhielten sich dankenswerterweise nicht erklärungsbedürftig. Im Gegensatz zu vielen Menschen im öffentlichen Straßenverkehr.
Man kennt den immer heftigeren Kampf um Vorrang, Parkraum, Fahrspuren. Hupen, Schimpfen, brutale Fahrmanöver – ich frage mich seit Jahren, ob die Zündschnuren kürzer werden: Warum man angehupt wird, wenn man bei Gelb stehen bleibt. Verfolger quasi im Kofferraum sitzen, obwohl man mit 135 km/h überholt. Am Tag nach dem Zoo fand Junior eine Erklärung, als hinter uns ein älterer Herr in Rage geriet.
Der Herr musste mit uns einen Zug abwarten, weil ich beim Blinken der Signallampen vor dem Bahnübergang stehen blieb, anstatt drüberzubrettern. Als sich die Schranken senkten, stieg er aus und übergoss mich mit Vokabeln, die besser ins Affenhaus gepasst hätten. „Der hatte es eilig“, sagte ich meinem Sohn danach.
Er überlegte weiter: „Vielleicht kommt ihm sein Gacki schon raus.“ Valider Punkt. Drängelnde, hupende, schimpfende Verkehrsteilnehmer entschuldigen wir seither damit. Wahrscheinlich quält sie ein sanitäres Bedürfnis, das keinen Aufschub zulässt. Ein an die Pforte klopfendes Würstel ist auch unangenehm.
Und eine bessere Erklärung finde ich nicht dafür, warum Menschen an einem Frühlingstag ob weniger Minuten Zeitverzögerung komplett auszucken.
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