Fabelhafte Welt: Die Prinzessin in Not
Warum es für manch weibliche Seiten nur mehr in kitschigen Mädchendramen aus den 90ern Platz gibt
Wenn man mit vier Männern unter einem Dach wohnt, dann hat man Raum, die eigene weibliche Seite auszuleben. Das dachte ich, bevor ich mit vier Männern unter einem Dach wohnte.
Schminken ist unmöglich, denn der Zweijährige hat mit meiner Make-up-Sammlung das Bad neu ausgemalt, während mich der Neugeborene ablenkte. Hohe Schuhe sind seit Einzug unseres Hundes Geschichte und wenn ich ausnahmsweise nicht zu müde bin, um ein kitschiges Mädchendrama aus den 90ern zu schauen, ist der Dottore Amore mit der Fernbedienung verwachsen. Neulich entdeckte ich eine Hornisse in unserem Schlafzimmer. Ich sah meine Chance gekommen, das zarte Prinzesschen in Not zu mimen. "Ritter zu Hilf!“, schrie ich.
Meine Männer reckten die Köpfe. "Was ist das?“, fragte mein Mann. "Ein Hurnausa!“, entfleuchte mir jenes Wort für Hornissen, mit dem ich aufwuchs. "WAS?“ Da steuerte die Hornisse auf ihn zu. Er ergriff die Flucht. "Hey Ritter, du kannst doch nicht die Maid mit dem Monster allein lassen!“, rief ich. "Du bist vom Land und hast einen eigenen Ausdruck für das Viech, du bist qualifizierter, dieses Problem zu lösen!“ Der Hund, der Held, hatte sich bereits unter dem Bett verkrochen. Das Neugeborene lag hilflos in seinem Gitterbett, der Zweijährige sah bange zu mir: "Biene baba!“ Also nahm ich Glas, Karton und ging auf die Jagd. Ebenso am Tag darauf. Und drei Tage später. Und seither immer wieder, denn unweit unseres Schlafzimmerfensters dürfte sich ein Hornissennest befinden. Brummt es, schreit mein Mann: "Schatz, für dich.“ Denselben Satz brüllen die Männer in meinen kitischigen Mädchendramen aus den 90ern, wenn das Telefon läutet, an dessen anderer Leitung die beste Freundin ist. Um mit meiner besten Freundin zu telefonieren, fehlt mir die Zeit. Denn ich muss Hornissen jagen, damit meine Prinzen nicht in Not geraten.
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