Polly Adler: Happy doing nothing!
Polly pfeift auf ihren Kraftplatz und hat sich in einen Inder verliebt.
Wenn mir noch einmal jemand die Lieschen-Müller-Banalität „Du musst die Dinge positiv sehen“ um die Ohren knallt, kriege ich einen Geduldsfadenriss. Brandgefährlich wird es nach dem Zusatz: „Es gibt jetzt schon so tolle Meditations-Apps, die bringen dich echt runter.“
Wenn mir dort silbermähnige, tofu-mümmelnde Klangschalen-Thusneldas erklären, dass ich nur tief einatmen, meinen „Happyplace“ (wahlweise: Kraftplatz) finden und den Eichhörnchen beim Asthüpfen zusehen muss, um „loslassen zu können“, bekomme ich seelische Pusteln.
Glücklicherweise gibt es jetzt schon die einer misanthropischen Grundstimmung verschriebenen Alternativen, mein Favorit ist der indische Life-Coach Singh, ein drall-drolliger Hipster und Verfasser des Nihilismus-Manifests „Do Nothing“, der einen in chilligem Bollywood-Singsang auf Reality-Tuchfühlung bringt: „Wenn Sie einen beschissenen Tag haben, brechen Sie ihn einfach ab, weil sinnlos. Der Tag wird nicht mehr besser ... “
Oder „Wenn Ihr Boss Ihnen gute Besserung sendet, will er nichts anderes wissen, als wann Sie wieder malochen kommen. Glauben Sie ihm nichts, das hilft.“
Tatsächlich ist die Methode meines neuerdings geliebten Coach-Potatoes so simpel wie wirksam. Sie besagt: Steigen Sie aus dem Hamsterrad, wenn Ihr Energiereservoir versickert. Schrauben Sie generell Ihre Erwartungen herunter. Bonusmaterial: Lassen Sie sich jetzt bloß nicht in den adventbedingten Perfektionismus-Irrsinn bringen: Vanillekipferln kann man kaufen, soziales Sodbrennen mit Rückzug bekämpfen, die Welt wird nicht untergehen, wenn Sie auf dieser oder jener Punschparty nicht erscheinen.
Und verordnen Sie sich auch ein wenig Instagram-Detox, wo jetzt die deko- und backbesessene Hausfrauen-Diktatur herrscht. Denn (frei nach Kierkegaard) „Der Tod des Glücks ist der Vergleich und der Anfang der Unzufriedenheit.“ Happy doing nothing!
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