„Unser Gehirn merkt sich Surreales leichter“

Florian Wurm ist Effizienztrainer und zeigt, wie sperrige Inhalte schneller und nachhaltiger im Gedächtnis verankert bleiben

Wie bei fast allem im Leben, kommt es auch beim Lernen auf die richtige Methode an. Unmengen an Infos auswendig lernen? Geht, ist aber normalerweise mühsam und zeitaufwendig. Florian Wurm war selber immer „ein schlechter Lerner. Ich war eine faule Socke, ein vergesslicher Typ. Zufällig bin ich auf einen Bericht über eine Gedächtnisweltmeisterschaft gestoßen. Ich war fasziniert, wollte wissen, was dahinter steckt, dass sich Menschen so vieles merken können. So habe ich die Methode des Gedächtnispalastes kennengelernt.“

Florian Wurm ist Effizienztrainer

©Florian Wurm

Seitdem sind ein paar Jahre ins Land gezogen. Florian Wurm absolvierte das Studium der Sozialarbeit, war lange in diesem Bereich und in der Erwachsenenbildung tätig. Seit zwei Jahren ist der 36-jährige Linzer nun mit „Rethinking Memory“ als Effizienztrainer selbstständig. Begonnen hat alles damit, dass Wurm die Bibel auswendig lernen wollte, „nicht Vers für Vers, aber ich wollte wissen, wo welche Thematik zu finden ist. Nach einem Jahr war dieses Projekt geschafft. Und ich habe mir gedacht: Wenn ich das kann und mir diese Methode so gut hilft, dann sollten mehr Menschen davon erfahren.“

Alte Technik

Dabei ist der Gedächtnispalast eine Mnemo-Technik, die bereits von den alten Griechen und Römern angewendet worden war. Im Laufe der Jahrhunderte geriet sie in Vergessenheit, derzeit erlebt sie einen Aufschwung. Im Prinzip geht es beim Gedächtnispalast darum, imaginäre Räume zu schaffen, in denen man die Dinge, die man sich merken möchte, ablegt. Man kann etwa die eigene Küche visualisieren und in ihr alles verstauen, was man einkaufen möchte. „Unser Gehirn kann sich Surreales, Abweichungen von der Norm leichter merken. Deswegen kann man die Dinge in seinem imaginären Raum mit Farben, Gerüchen oder Geräuschen verknüpfen. Oder man überlegt sich dazu eine skurrile Geschichte.“

Natürlich müsse diese Technik anfangs geübt und trainiert werden. „Wenn man aber damit vertraut ist, spart man sich sehr viel Zeit, kann effizienter und stressfreier lernen.“

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Derzeit coacht Florian Wurm, der immer wieder im Radio zu hören ist, junge Menschen, die sich auf das Medizinstudium, konkret auf den Aufnahmetest, vorbereiten wollen. „Die Nachfrage auf diesem Gebiet wird immer größer.“ Bei diesem Test müsse man sich zum Beispiel 64 bis 80 Informationen auf Allergieausweisen innerhalb von acht Minuten merken: „Um das zu schaffen, braucht man eine gute Technik.“

Zum Reinhören

Informative Podcasts, ein Speed-Learning-Guide und Infos stellt der Linzer kostenlos auf seiner Homepage zur Verfügung. Geld verdient er unter anderem mit Coachings und Seminaren für Privatpersonen und Firmen, etwa in den Bereichen „Effizientes Aufgabenmanagement“, „Speed Reading“ und „Pro Memory“, wo es ums Merken und Lernen geht.

Vorbeugend gegen Demenz

„Zu diesem Thema gibt es viele Studien und wissenschaftliche Infos. Würde ich sagen, dass man damit Alzheimer heilen kann, wäre ich ein Scharlatan. Man kann aber sehr wohl Demenz vorbeugen, wenn man sein Gehirn regelmäßig trainiert. Und natürlich macht es einen Unterschied, wie ich trainiere. Bei der Gedächtnispalast-Methode werden drei, vier, fünf Gehirnareale gleichzeitig aktiviert, weil alle Sinne genutzt werden müssen. Das ist extrem effektiv,“ erklärt Florian Wurm. Grundsätzlich richte sich sein Angebot aber – unabhängig vom Alter – an alle Menschen, die schneller und nachhaltiger lernen lernen wollen.

rethinkingmemory.com

Claudia Stelzel-Pröll

Über Claudia Stelzel-Pröll

Claudia Stelzel-Pröll schreibt seit 2003 im Chronik-Ressort des KURIER. Nach langem Einsatz in Wien, arbeitet die gebürtige Linzerin seit Mai 2015 in der Oberösterreich-Redaktion mit. Dabei ist sie immer auf der Suche nach spannenden Menschen mit ebenso spannenden Geschichten - bestenfalls berührend und packend, gerne anders als erwartet und dabei immer stilvoll unterhaltsam.

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