Dreiste Irreführung im Netz: Was Kollagenpulver wirklich kann

Kollagenpulver soll die Haut straffen und wird eifrig beworben – immer öfter auf äußerst dreiste und irreführende Art.

Auf Instagram kursiert aktuell eine Einschaltung der Website verbrauchervergleich.de. Dort soll geklärt werden, ob es sich bei den gerade enorm populären Kollagenpulvern um "reine Abzocke" handelt oder sie wirklich für straffere und seidige Haut sorgen.

Ausführlich wird in dem Artikel erklärt, dass es viele nicht brauchbare Studien zum Thema gibt. Auf verbrauchervergleich.de werde nun aber tatsächlich ganz genau analysiert, ob sich die Haut in 90 Tagen durch Kollagen verändert.

Dreist und illegal

Erst am Schluss des Beitrags wird man zunehmend stutzig: Plötzlich wird die Marke "Glow25" angepriesen. Nach 20 Tagen würde es damit einen Wow-Effekt geben. Das Mittel sei total zu empfehlen. Wer dann auf der vermeintlichen Website nachschauen will, welche Produkte sonst noch angesehen wurden, wird überrascht.

Alle Links der Seite führen wieder nur zu dem einen Artikel über das Glow-Wundermittel, das unter dem Vorwand eines objektiven Tests beworben wird.

Oder zu einem Ranking der besten Kollagenpulver, in dem ebenfalls Glow als Sieger hervorgeht. Mehr gibt es auf verbrauchervergleich.de nicht zu finden.

Viele Fake-Testseiten

In Summe: Ziemlich dreist und äußerst irreführend. Es gibt inzwischen mehrere vermeintliche Testseiten über Kollagenpulver, die am Ende ein Produkt bewerben (gesundheitsvergleich.org ist beispielsweise eine Werbeseite für das Kollagenpräparat Primal Harvest).

Instagram scheint bis jetzt nichts gegen diese Art von Kunden zu unternehmen, die Geld für gute Platzierungen ihrer nicht deklarierten Werbung ausgeben, die wie ein objektiver Testvergleich daherkommt.

Wer ins Impressum der Seite schaut, sieht dann zumindest, dass NextMedia360 für den Inhalt verantwortlich ist - eine Agentur, die auf Medienkampagnen spezialisiert ist.

Die irreführende Seite verbrauchervergleich.de

©screenshot/verbrauchervergleich.de

Was kann Kollagen wirklich?

Dass Kollagen als Nahrungsergänzungsmittel in aller Munde ist, liegt nicht zuletzt an Promis wie Jennifer Aniston oder Kourtney Kardashian, die für die Präparate die Werbetrommel rühren.

Können die gepriesenen Kollagenpulver nun also tatsächlich Cellulite reduzieren und straffes Bindegewebe fördern?

Zunächst werden drei Kollagen-Typen unterschieden. Typ 1 und 3 sollen die Gesundheit von Haut, Haaren, Nägeln und Knochen verbessern. Typ 2 findet sich in Gelenken und Knorpeln. Für Veganer sind keine dieser Produkte geeignet, da alle Arten aus tierischem Eiweiß gewonnen werden – meist aus Rinderhaut oder den Schuppen und der Haut von Fischen (Marines Kollagen).

Kann laut Mediziner nur wenig bewirken

Die durchaus hochpreisigen Mittelchen versprechen viel – und halten wenig, wie der österreichische Anti-Aging-Experte und Gynäkologe Markus Metka meint: "Die Wirkung ist äußerst beschränkt, weil nur ein verschwindend kleiner Teil tatsächlich vom Körper aufgenommen wird, wenn man Kollagen oral einnimmt. Es ist leider Wunschdenken, dass dadurch Cellulite oder Falten verschwinden können."

Der Mediziner kann aber sehr wohl unterstreichen, dass Aminosäuren, die im Kollagen enthalten sind, das Bindegewebe stärken und Faszien und Sehnen geschmeidig halten. "Wer ein, zwei Mal in der Woche Fleisch isst oder noch besser Suppen, in denen Knochen vom Huhn mitgekocht wurden, hat sicherlich genug Kollagen."

Hühnersuppe ist besser

Diesen Tipp haben sich offenbar auch Promis wie Halle Berry und Heidi Klum zu Herzen genommen. Letztere hat in Interviews schon mehrmals erklärt, dass sie für straffe Haut jeden Morgen ein großes Glas Hühnersuppe trinkt.

Metka: "Neben den Aminosäuren Cholin, Cystein und Prolin, ist Lysin in größeren Mengen ausschließlich in Hühnerfleisch enthalten. Diese Bausteine des Kollagens können viel leichter vom Körper verwertet werden als jene in Ergänzungspräparaten."

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