Selbstversuch Treppensteigen: Rocky, ich hab’s geschafft!
Erfahrungsbericht: Stufe für Stufe zu mehr Fitness? Keine schlechte Idee. Vor allem, wenn man weiß, für was das alles gut ist.
Seit 25 Jahren lebe ich in Wien und ich war noch nie auf dem Südturm des Stephansdoms, kein Treppenwitz. Das musste ich jetzt ändern, also bewegte ich mich eines morgens im November die 343 Stufen rauf gen Himmel. Irgendwann dort oben angekommen, war ich ausschließlich damit beschäftigt, wieder zu Atem zu kommen, so sehr, dass ich fast vergaß, meine Blicke über Wiens Dächer tanzen zu lassen. Mein kleiner Ausflug wurde von einem einzigen Gedanken überschattet: Wann und warum bin ich bloß so unfit geworden?
Treppensteigen ist gut fürs Herz
Dann stille Einkehr: Es gibt schon länger nichts, was ich für die Ausdauer tue. Das spürt man dann beim Stiegensteigen. Bei 343 Stufen kommt man zwar leicht ins Schnaufen, aber interessant fand ich folgende Meldung, die mir unterkam: Wer vier Stockwerke (ca. 60 Stufen) in einer Minute schaffe, so hieß in einer auf der EACVI (European Association of Cardiovascular Imaging) vorgestellten Studie, habe eine gute Herzgesundheit. Die will ich auch. Wer länger als eineinhalb Minuten brauche, so hieß es weiter, sollte sich beim Arzt durchchecken lassen. Das will ich nicht. Und so steige ich immer wieder – im Redaktionsgebäude sind es 80, zuhause 90 Stufen – nach oben. Was mich beruhigt: Ich kam und komme aus der Puste, aber die 60 Stufen gehen sich jetzt gut aus in einer Minute. Und es wird besser. An manchen Tagen schnappe ich mir gleich zwei Stufen auf einmal, oder ich fahre, um das viele Sitzen zu unterbrechen mit dem Aufzug runter, um mich raufzukämpfen. Dabei muss ich mich übrigens konzentrieren, auf die Schritte, aufs Atmen. Und die Tücken der Bequemlichkeit sind mir vertraut: Es ist so fein, glücklich abzuhängen.
Treppensteigen macht glücklich
Wenn ich müde bin, keine Lust habe, denke ich einfach an Rocky, meinen Lieblingsheld, wie er sich im Training die Stiege vor dem Museum of Art in Philadelphia raufkämpfte. Außerdem kommen mir seit einiger Zeit laufend Informationen übers Stiegensteigen unter. Das motiviert. Denn ich werde erinnert: Was ich da mache, sei super für Beine, Waden und Po, natürlich werden auch massiv Kalorien verbrannt und Wissenschaftler sollen sogar einen positiven Zusammenhang gefunden haben zwischen dem Stiegensteigen und dem Alter des Gehirns. Schritt für Schritt treppauf hält den Kopf jung und macht sogar glücklich – hey, das wurde alles untersucht und hat den Stempel der Wissenschaft. Auch, dass 400 Stufen pro Tag, die man hinaufsteigt, einer 15-minütigen Joggingeinheit entsprechen. Ja, und jetzt kann ich nicht mehr anders, als immer wieder den ersten Schritt zu machen, weg vom Aufzug, hin zum Stiegenhaus. Oben angekommen reiße ich dann jedes Mal vor Freude meine Arme in die Luft. Rocky, ich hab’s geschafft! Natürlich nur, wenn mich keiner sieht.
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