Vorübergehende Phänomene: Fitnessstudios in aller Welt erleben Anfang Jänner ihren stärksten Neukundenzustrom, in den Google-Statistiken rauschen Suchbegriffe wie „Diät“ und „Nichtrauchen“ nach oben.

Diese Apps machen dich zuhause fit. Und so geht's richtig

Trainieren mit Apps sind jetzt der Hit, um in Form zu kommen. Ein Sportmediziner erklärt, worauf du dabei achten solltest

Was machen die Nachbarn plötzlich für einen Lärm? Vielleicht gehören sie zu jenen, die ihren Vorsatz fit zu werden, jetzt konsequent umsetzen, egal, welche widrigen Umstände – Wetter, Corona, Schweinehund – versuchen, davon abzuhalten. Also machen sie im Wohnzimmer den Hampelmann, rennen mit angezogenen Knien neben dem Sofa auf und ab und machen allerlei andere Turnübungen. Den Personal Trainer haben sie auch gleich in der eigenen Hosentasche – gibt es doch genug Trainings-Apps, die unterstützen, begleiten und antreiben.

Wir haben uns ein paar Apps angeschaut und können versichern – da ist für jeden etwas dabei. Damit nichts schiefgeht, gibt es dazu noch ein paar Empfehlungen von Michael Koller, er ist einer der gefragten Trainingsexperten der Sportordination Wien. Los geht’s!

Was hält dich ab, der innere Schweinehund oder die Katze?

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Damit das Trainieren für Anfänger nicht zum Flop wird

Michael Koller von der Sportordination Wien sieht Trainingsapps auf jeden Fall erstmal positiv: „Es ist immer ein Gewinn, wenn Menschen zu Bewegung und Sport begeistert und motiviert werden.“ Damit der (Wieder)Einstieg in regelmäßigen Sport nicht zum Flop wird, warnt Koller jedoch vor Überlastungen (siehe 5 Tipps weiter unten). Sie seien meist der Grund, warum die Motivation weiterzumachen wieder schwinden kann. „Der Rückschluss, mein Körper ist nicht für Sport geschaffen, ist dann schnell gezogen.“ Wird das Training völlig in Eigenregie durchgeführt, fehle auch das letzte Sicherheitsnetz: der Fitnesstrainer, der korrigiert, wenn wir eine Übung nicht richtig machen. Um auf Nummer sicher zu gehen, wenn du allein starten willst, hat der Leistungsdiagnostiker und Trainingsexperte ein paar Empfehlungen parat

Auch wenn du nicht gleich die Fußspitze erreichst, geh es langsam an

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5 TIPPS FÜRS TRAINING DAHEIM

Von Michael Koller, Sportordination

1 Die Körper-Wahrnehmung schulen: Es ist wichtig, auf seinen Körper zu hören. Was tut gut? Was bereitet Probleme? Gibt es Zusammenhänge mit Trainingseinheiten, z.B. bessere Schlafqualität an Trainingstagen? Es ist wichtig, Körpersignale richtig zu interpretieren. Pulsuhren oder HRV (Herzratenvariablität) können die Wahrnehmung schulen. Auch Videoanalysen der Bewegungsabläufe sind empfehlenswert.

2 Trainings-Fehler vermeiden: Viele Fitnessapps haben in ihren Trainingsprogrammen Burpees integriert, leider werden diese nicht einmal von 1 % der Nutzer korrekt durchgeführt, da sie nie ein Feedback bekommen haben. Die Fehler liegen etwa in der mangelnden Rumpfspannung in der Liegestützposition. Beim Strecksprung neigen vor allem Frauen zur Varusstellung (X Beinstellung), was zu einer deutlichen Überlastung im Kniegelenk führt.

3 Wie viel Training ist gesund? Wöchentlich sollten mindesten 150 Minuten auf mittlerer Intensität oder 75 Minuten auf hoher Intensität trainiert werden. Fitness-Apps mit 12 Minuten, drei- oder viermal pro Woche, zu absolvieren, ist zu wenig. Es reicht nicht, um Gesundheit oder Leistungssteigerung zu erreichen, auch wenn man sich hier völlig auspowert.

4 Warnsignale ernst nehmen: Schmerzen zeigen, dass etwas nicht passt. Das Training muss entsprechend angepasst werden. Zuerst die Intensität reduzieren, z. B. langsamer laufen, dann die Dauer der Einheit und zuletzt die Häufigkeit. Sollten Schmerzen immer wieder auftreten, dann sollte man einen Sportarzt aufsuchen.

5 Es langsam angehen: In vielen Apps werden Übungen auf höchster Intensität absolviert. Das führt zu schneller Ermüdung, so geht etwa die Stabilität (z.B. Rumpfspannung) verloren. Die Qualität der Bewegung steht aber über der Quantität. Vor allem Anfänger sollten es langsam angehen.

 

Annemarie Josef

Über Annemarie Josef

stv Chefredakteurin KURIER freizeit. Lebt und arbeitet seit 1996 in Wien. Gewinnerin des Hauptpreises/Print bei "Top Journalist Award Zlatna Penkala (Goldene Feder)" in Kroatien. Studium der Neueren Deutschen Literatur in München. Mein Motto: Das Leben bietet jede Woche neue Überraschungen.

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